Kultur: Das Leiden der Laute
Es sollte ein Exempel im positiven Sinne sein. Das Konzert des Ensembles Ars Antiqua Austria am Dienstag in der Ovidgalerie.
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Es sollte ein Exempel im positiven Sinne sein. Das Konzert des Ensembles Ars Antiqua Austria am Dienstag in der Ovidgalerie. Mit „Lautseligkeit“ war der Abend überschrieben. „Wie die Laute in Wien das Barock überlebt: Sie spielt Quartett“, so ein weiterer Zusatz. Doch die Protagonistin des Abends verweigerte sich. Als Hubert Hoffmann am Morgen seine Laute aus dem Koffer nahm, hatte die einen Riss im Boden. Das äußert leicht und dementsprechend empfindlich gebaute Instrument hat die Temperaturschwankungen der vergangenen Tage nicht verkraftet. So musste das Programm zum Teil geändert werden, gab es von Haydn nur das Trio F-Dur und Schuberts Deutsche Tänze in der Fassung für Schrammelquartett mit Lautenbegleitung zu hören. Eine Ersatzlaute konnte nicht besorgt werden, so musste Hoffmann auf seinem schadhaften Instrument. Ob sie auf einer heilen Laute reizvoller geklungen hat, bleibt zu bezweifeln.
Als Haydn seine Trios mit Lautenbegleitung schrieb, hatte dieses feine und so lyrische Instrument stark an Bedeutung verloren. Sie war oft nur noch Requisit. So klingt sie auch im Trio F-Dur für Violine, Laute und Bass. Während Fritz Kircher auf der Violine mit angenehm sprödem und hingebungsvollem Ton den tänzerischen Variationsreichtum auszuschmücken wusste, mühte sich Hoffmann auf der Laute redlich. Doch was Haydn für dieses Instrument geschrieben hat, wollte nicht klingen. Und als Hoffmann gar versuchte, es lautstärketechnisch mit Kirchers sattem Violinton aufzunehmen, blieb oft nur ein Saitenscheppern. Der erwartete weiche Lautenklang wurde hier einer fragwürdigen Lautstärke geopfert. So wurde das Zusammenspiel mehr zu einem Gegen-, denn Miteinander, was besonders deutlich im Allegro moderato zu hören war. Auch Schuberts Deutsche Tänze hinterließen beim Hören das gleiche Gefühl, dass mit solchen Kompositionen der Laute wahrlich kein Gefallen getan wurde.
Ganz anders dagegen Karl Korhauts Concerto in D für Kontrabass solo. Jan Krigovsky bot auf einem fünfsaitigen Kontrabass einen erstaunlich klaren und vollen Ton, den man diesem schwerfälligen Gesellen von Instrument gar nicht zutrauen würde. Lustvoll und akzentuiert das Hin und Her zwischen Violine und Kontrabass. Während Kircher keck in den Höhen seine Geige jubilieren ließ, antwortete Krigovsky virtuos mit herrlich im Tiefen grummelnden Akzenten. Und auch im zweiten Teil des kurzfristig umgestalteten Konzerts wusste Jan Krigovsky für Höhepunkte zu sorgen. Ob auf dem kleinen Obertonpfeifchen Konzovka oder der tiefen Obertonflöte Fuara, ob als Sänger oder Einpeitscher auf der Violine bei traditionellen ungarischen Tänzen. In der würdevollen Ovidgalerie tobte die Musizier- und Tanzlust. Das Publikum bedankte sich mit kraftvollem Applaus, auch bei dem wenig glücklich dreinschauenden Lautenisten Hubert Hoffmann. Dirk Becker
Dirk Becker
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