Kultur: Das Leise ist das Beglückende
Eine Ausstellung zum Jahr der Graphik: Die Römischen Bäder in Bleistift, Feder und Wasserfarbe
Stand:
Von Klaus Büstrin
Ulrike Zumpe ist auch dabei. Schließlich sind die Römischen Bäder „ihr“ Schlossbereich, zu dem auch noch Charlottenhof und das Chinesische Teehaus gehören. Die Kastellanin steht beim Pressegespräch im Hintergrund. Die Macher der ersten Ausstellung 2009 haben das Sagen. Aber die freundlich-warmherzigen Augen von Ulrike Zumpe sind überall, schließlich trägt sie die Verantwortung für das Gebäude und für sein Innenleben. Seit 37 Jahren. Und sie kennt wohl jedes Bild, jede Vase und Plastik in dem von ihr so geliebten Bereich. Ende Juni wird Ulrike Zumpe der Schlösserstiftung Adé sagen, da sie – man glaubt es kaum – in den Ruhestand geht. Die Ausstellung, die heute Nachmittag eröffnet wird, beschäftigt sich ausschließlich mit „ihren“ Römischen Bädern. Sie ist auch ein Dank der Schlösserstiftung an die Kastellanin.
Die Graphischen Sammlungen sowie die Plankammer der Stiftung haben sich zumeist im Hofgärtnerhaus der Römischen Bäder mit kleinen, doch feinen Expositionen präsentiert. Bereits seit Anfang der siebziger Jahre. Natürlich erfuhren sie ganz unterschiedliche Publikumsresonanz. Zumeist sind sie weniger besucht, als die großen Ausstellungs–Events. Das erfahren die Mitarbeiter der Graphischen Sammlungen im deutschsprachigen Raum, die sich als loser Verbund einmal im Jahr treffen. Im September des vergangenen Jahres kamen sie in Potsdam zusammen und beschlossen, 2009 als „Jahr der Graphik“ auszurufen, berichtet während des Presserundgangs Claudia Sommer, die als Leiterin der Graphischen Sammlungen der Stiftung mit ihren Mitarbeitern rund 100 000 Objekte betreut. Sie beteiligen sich an dem stillen Veranstaltungsreigen des Graphik-Jahres mit ihrer liebevoll gestalteteten Ausstellung: „Die Römischen Bäder in Bleistift, Feder und Wasserfarbe“.
Der Dichter Novalis schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts: „Das Leise ist in der Kunst das Seltene, das Beglückende. Das Leise und Scheue, hinter dem sich schweigsame Glut verbirgt.“ Die Römischen Bäder sowie der ganze Komplex rund um das Schloss und den Park Charlottenhof ist eine Idee des Kronprinzen und Italien-Liebhabers Friedrich Wilhelms (IV.), der für ihre Verwirklichung regelrecht glühte. Eine „fremde, geträumte, ersehnte Welt“ (Peter Joseph Lenné) hat der spätere „Romantiker auf dem Thron“ sich hier verwirklicht. Selbst an der Architektur brennend interessiert, hat er seine Vorstellungen in Sachen Römische Bäder mit dem Bleistift und mit der Feder aufs Papier gebannt. Es gehörte zur selbstverständlichen Erziehung von Königskindern, dass sie in musischen Fächern unterrichtet wurden. So auch im Zeichnen und Malen. Claudia Sommer wies darauf hin, dass sich der größte Sammlungs-Bestand von Zeichnungen preußischer Monarchen von Friedrich Wilhelm IV. stammt. Insgesamt 4000 Blätter, 125 allein zum Bezirk Charlottenhof und Römische Bäder . Die Ausstellung hält selbstverständlich eine kleine Auswahl der königlichen Zeichnungen parat, die man eher als Studien bezeichnen könnte.
Und natürlich werden auch professionelle Zeichnungen fürs Bauen und Erhalten präsentiert. Schinkels Vorstellungen für die Römischen Bäder, Ludwig Persius’, Franz Haeberlins oder Carl Hesses Grund- und Aufrisse verdeutlichen, mit welch hoher zeichnerischer Qualität die Architekten zu damaliger Zeit zu Werke gingen.Den malerischen Architekturen mit Hofgärtner- und Gehilfenhaus, Großer Laube, Römischem Bad und Pavillon haben Künstler immer wieder ihre Aufmerksamkeit gegeben, zumeist in kronprinzlichem und königlichem Auftrag. Mit Wasserfarben und Bleistift haben sie der intimen Welt von Schinkels und Persius’ Bauensemble aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts auf ihren lichtempfindlichen Bildern Zartheit sowie poetische Kraft und Klarheit gegeben. Wunderbare Ein- und Ausblicke in die Römischen Bäder von verschiedenen Standorten aus, lassen staunen, wie reizvoll sich Gebäude mit der Landschaft vereinen. Zeitgenössische Künstler wie August Wilhelm Schirmer, Ferdinand Marohn oder Hermann Kraemer haben sich dem romantischen Sujet zugewandt. Die Römischen Bäder wurden durch neue Drucktechniken bildnerischer Darstellungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch für Bücher interessant. Lithographien, Stahlstiche, schließlich Fotographien und mit ihnen die Postkarten, die tausendfach vervielfältigt werden konnten, machten von nun an die Runde. Die Graphischen Sammlungen bewahren auch das Alltagsprodukt Ansichtskarte auf.
Ein wenig einsam muss sich Walter Herzogs Radierung von der Großen Laube aus dem Jahre 1977 fühlen. Die Kunst unserer Tage ist leider nur mit diesem einen Bild vertreten. Schade. Gab es denn von den rund 500 bildlichen Darstellungen aus dem 20. Jahrhundert, die die Stiftung sammelt, kein Weiteres zum Thema Römische Bäder?
Bis 26. Juli, Römische Bäder, Di-So 10 bis 18 Uhr; Sonderführung morgen um 11 Uhr.
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