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Giovanni Antonini begeisterte im Nikolaisaal: Das Leuchten neuer Klangfarben

"Musik und Gärten" - so lautet das Motto der diesjährigen Musikfestspiele Potsdam Sanssouci, die vom 12. bis zu 28. Juni stattfinden. Babette Kaiserkern über den italienischen Flötenvirutosen Giovanni Antonini.

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Eine Eintagsblume ist Giovanni Antonini sicher nicht. Seit 30 Jahren spielt der italienische Flötenvirtuose mit seinem Ensemble Il giardino armonico im Garten der Alten Musik. Und noch immer reißt er sein Publikum zu Beifallsstürmen hin wie am Sonntagabend im gut besuchten Nikolaisaal Potsdam. Zum Jubiläum gibt es Kostproben aus den Programmen des Originalklangensembles der ersten Stunde. In der ersten Konzerthälfte erklingt überwiegend Musik aus der Renaissance. Dem tragen die Ausrichtung auf den hohen Chorton mit 466 Hertz sowie eine abweichende Stimmung Rechnung, unter anderem mit fast reinen Terzen. Das ergibt einen klaren, reinen, härteren Klang als üblich. Doch eintönig wird es ganz und gar nicht, das große Ensemble erscheint in unterschiedlichen Formationen und lässt immer wieder neue Klangfarben aufleuchten.

Bei der meditativen Passacaglia von Thomas Preston spielt Maestro Antonini die 37 Variationen des Themas virtuos auf der Blockflöte. Ein Duett mit dem Zink leitet im Crescendo zur dramatischen Battaglia eines anonymen Komponisten über. Zwei weitere musikalische Schlachtengemälde von Samuel Scheidt und das besonders extravagante von Heinrich Biber sind wohldosiert über das Programm verteilt. Dazwischen rauschen prächtige Canzonen von Giovanni Gabrieli, erklingen raffiniert verwobene Sonatensätze von Dario Castello und liebliche Diminution von Palestrina – sehr abwechslungsreich auf Bläsern, Streichern, Truhenorgel und Cembalo instrumentiert. Giovanni Antonini weiß genau, wie man alte Musik so springlebendig, temperamentvoll und differenziert interpretiert, dass die Funken übersprühen. Dafür gibt es im sogar Zwischenbeifall, etwa nach dem ersten Satz von Antonio Vivaldis Concerto für Flautino. Es wird vom Meister höchst virtuos gespielt, der wie ein weißhaariger Faun die gebannt lauschenden Zuhörer mit seinen Flötentönen betört.

Fantastische Kunststücke produziert auch Konzertmeister Stefano Barneschi auf der Violine. Ein so genuin italienisches Sciolto-und-spiccato-Spiel hat man lange nicht gehört. Nun auf die tiefere Tonfrequenz von 415 Hertz gestimmt, entfaltet im zweiten Teil die Barockmusik ihre strahlende Pracht. Bei Johann Sebastian Bachs viertem Brandenburgischen Konzert treffen Barneschis Sologeige und die beiden Altflöten von Antonini und Emiliano Rodolfi zu einem fabelhaften Wettstreit aufeinander. Den langsamen Satz, eine zärtliche Schäferidylle mit paarig in Terzen geführten Flöten, gewinnt klar Pan, der Gott der Natur. Doch in den Ecksätzen wird er bei Weitem vom himmlischen Strahlen von Apoll, dem Gott der Sonne und der Musik, überboten. Bravo, bravissimo, viva la musica, viva Il giardino armonico!

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Babette Kaiserkern

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