Kultur: Das Singen wirkt wie aus einem Guss
Chor des Bach-Vereins Köln zu Gast in der Friedenskirche Sanssouci
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Chor des Bach-Vereins Köln zu Gast in der Friedenskirche Sanssouci Bach ist, da sind sich alle Musikbeflissenen einig, der Größte. Sein Werk eignen sich die einen mühelos und in großen Mengen an, bei anderen geht''s nicht immer reibungslos, braucht''s der kleineren Dosis. Um die einen nicht zu enttäuschen und die anderen nicht zu überfordern, ist gute Programmdramaturgie gefragt. Der Chor des Bach-Vereins Köln unter der Leitung von Thomas Neuhoff verfügt darüber. „Bach plus“ heißt dessen klug konzipierte Konzertreihe. Beim Auftritt in der Friedenskirche ist „Bach plus Mendelssohn“ an der Reihe - eine überzeugende Kombination. Schließlich ist der junge Felix mit Johann Sebastians Musik groß geworden, hat mit der Aufführung von dessen „Matthäuspassion“ die Bedeutung des Thomaskantors im öffentlichen Bewusstsein verankert. Wir zehren noch heute davon. Klammer des überaus gut besuchten Konzerts sind die Motetten „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ BWV 226 und „Jesu, meine Freude“ BWV 227. In beiden erweist sich der Chor des Bach-Vereins Köln als ein stimmlich und ausdrucksmäßig ausgezeichnet geschultes Ensemble. Nächste Überraschung: das Verhältnis zwischen voluminösen Frauenstimmen und kräftigen Männerstimmen ist nahezu ideal. Dritte Überraschung: des Chores unangestrengtes, lebendiges, weichgetöntes, romantisch gefärbtes Singen. So elegant im Vortrag hört man Bachs Motetten nur selten. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie nicht a cappella, sondern zur Begleitung von Orgelpositiv (Matthias Jacob), Violoncello (Benno Kaltenhäuser) und Kontrabass (Ulrich Ehrentraut) vorgetragen werden. Das gibt große Sicherheit beim Singen und beim Zurechtfinden in den verschlungenen Wegen des polyphonen Dickichts. Zielstrebig finden die Choristen den rechten Weg, der beispielsweise ins Zentrum der „Jesu, meine Freude“-Motette führt. Die Tücken dieser Fuge („Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich“) meistern sie fern jeglicher mathematischer Formelhaftigkeit oder vorherberechenbarer Abläufe problemlos. Ihr Singen wirkt wie aus einem Guss, sehr lebendig, fast fröhlich und farbenreich. In des Programmes Mitte stehen geistliche Gesänge von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die aus op. 39 („Laudate pueri“ und „Surrexit pastor bonus“) sind für Frauenchor und Orgel geschrieben. Dazu hat er sich zu Matthias Jacob, der nunmehr die Woehl-Orgel spielt, auf der Empore eingefunden. Fast klingt es wie ein unsichtbarer Nonnenchor, von dem einst Felix bezaubert worden war. Nun sind wir es. Frisch stimmt auch der Männerchor, im Altarraum postiert, zur Begleitung von zwei obligaten Streichinstrumenten das „Adspice Domine“ op. 121 an. Auch hier fällt die kraftvolle und intonationssaubere Sicherheit von Chorsolisten angenehm in die Ohren. Gemischt, aber a cappella ertönt glanzvoll die Psalm-Motette „Richte mich, Gott“ op. 78 Nr. 2 mit ihrer nachdrücklichen Botschaft „Harre auf Gott“. Doch auch die Liebhaber des Woehl-Instruments kommen durch das Solospiel von Matthias Jacob voll auf ihre Kosten, mit Bachs Präludium und Fuge h-Moll BWV 544 und Mendelssohn Bartholdys f-Moll-Sonate op. 65 Nr. 1 Peter Buske
Peter Buske
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