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Kultur: Dem Obelisk auf der Spur

Zwei neue Bände der „Potsdamer Ge(h)schichte“

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Es gibt sie immer wieder, Touristen, die in der Breiten Straße, gleich neben dem Naturkundemuseum stehen bleiben und etwas verwirrt um sich schauen. Sie sehen auf Perlen realsozialistischer Plattenbauarchitektur. Doch diese Klötze verwirren sie weniger. Es ist ein Obelisk, der ohne jeden erkennbaren Zusammenhang, einfach dort zu stehen scheint. Warum dieses altägyptische Zeichen eines steingewordenen Strahls des Sonnengottes ausgerechnet diesen Platz in Potsdam bekommen hat, bleibt für viele von ihnen ein Rätsel. Da hilft auch oft nicht das emsige Blättern im mitgebrachten Reiseführer.

Mit dem kleinen aber feinen Stadtführer „Potsdamer Ge(h)schichte. Exotisches Potsdam“ sind derartige Verwirrspiele in Zukunft ausgeschlossen. Am Mittwoch wurde neben „Potsdamer Ge(h)schichte. Exotisches Potsdam“ auch der Stadtführer „Potsdamer Ge(h)schichte. Das friderizianische Potsdam“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall Am Neuen Markt vorgestellt. Ab sofort sind sie für 9,90 Euro pro Band erhältlich.

Auf Seite 50 von „Potsdamer Ge(h)schichte. Exotisches Potsdam“ steht, dass der einsame Obelisk in der Breiten Straße der Rest des 1753 erbauten Neustädter Tors ist, das während des Luftangriffs auf Potsdam im April 1945 fast vollständig zerstört wurde. „Erst mit der Gestaltung der Breiten Straße als sozialistische Magistrale errichtete man wieder einen Obelisken, abseits der Straße.“ Doch warum ausgerechnet an diesem Ort, diese Frage kann auch der Stadtführer nicht beantworten. Zumindest liefert er eine Vermutung: „Vielleicht hat es mit den freundschaftlichen Beziehungen der DDR zu Ägypten in den 1960er Jahren zu tun“.

Wenn im Mai „Gottes Häuser“ erscheint, wird die auf sechs Bände angelegte Reihe „Potsdamer Ge(h)schichte“ abgeschlossen sein. Im Jahr 2005 erschienen mit „Streifzüge ins 20. Jahrhundert“ und „Eine Stadt und ihr Militär“ die ersten beiden Bände, die in Zusammenarbeit mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) und der Universität Potsdam entstanden sind. Es folgte „Gärten und Parklandschaften“. Von jedem dieser Bände sind mittlerweile über 1000 Exemplare verkauft worden.

Die meist 120 Seiten langen Stadtführern im Taschenbuchformat sollen helfen „neue Seiten in Potsdam zu entdecken“, wie Hans Ehlert, Leiter des MGFA am Mittwoch sagte. Bei einem Spaziergang durch die Stadt soll der Blick für Neues, manchmal aber auch schon Bekanntes geschärft werden. Während diese historisch fundierten, hoch informativen, sehr gut lesbaren und reich bebildern Streifzüge in „Exotisches Potsdam“ sich unter anderem mit „Niederländer in Potsdam“, „Ägypten an der Havel“, „Italienphantasien Friedrich Wilhelms IV.“ und „Ein bisschen Siam“ dem Fremdländischen und Exotischen Einfluss widmen, geht es in „Das friderizianische Potsdam“ um Friedrich II. Ob Historische Mühle, das Neue Palais, alte Stadttore oder das Weberdorf Nowawes, Potsdams reiche Geschichte um den Alten Fritz wird hier auf wenigen Seiten erlebbar.

Und man erfährt auch, dass die prachtvollen Hieroglyphen auf dem Obelisken in der Breiten Straße, und auch auf den anderen Obelisken in der Stadt, keine Botschaften oder verschlüsselte Geheimnisse enthalten. Diese Hieroglyphen sehen zwar wichtig aus, sind aber nur Produkte der Phantasie. Dirk Becker

Dirk Becker

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