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Kultur: Dem Stadtgrün gehört ihre Leidenschaft

Landschaftsgestalterin Hiltrud Berndt wird 60

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Landschaftsgestalterin Hiltrud Berndt wird 60 Vor gut zwei Wochen konnte Hiltrud Berndt noch nicht an ihren 60. Geburtstag denken. Er war für sie noch in weiter Ferne. Zu intensiv war sie mit dem Wettbewerb „Unsere Stadt blüht auf“, der deutschlandweit veranstaltet wird, beschäftigt. Als Arbeitsgruppenleiterin für städtische Freiraumplanung beim Potsdamer Grünflächenamt war sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen „Tag und Nacht“ damit beschäftigt, der Jury eine Stadt zu präsentieren, in der das Grün das Sagen hat. Aber die Landschaftsgestalterin wäre nicht Landschaftsgestalterin wenn sie die Grünflächen der Stadt nur für einen Tag oder für eine Saison von ihrer schönsten Seite zeigen würde. Sie hat sich stets für eine Stadt eingesetzt, in der das Grün dauerhaft zum Leben der Menschen gehört. Natürlich sind die Potsdamer mit den großen Parkanlagen – Sanssouci, Neuer Garten, Babelsberg und Freundschaftsinsel – verwöhnt, doch Hiltrud Berndt ist eine, die sich leidenschaftlich dafür einsetzt, dass Grünanlagen, und seien sie noch so klein, dort entstehen und erhalten bleiben, wo die Menschen ihren Alltag leben. Ihr ist es in eindrucksvoller Weise gelungen. Hiltrud Berndt stammt aus Friedland im Isergebirge, dort, wo der legendäre Wallenstein ein Schloss bewohnte. 1945 musste die Familie – wie so viele Deutsche – ihre Heimat verlassen. Die Flucht war nicht mit tagelanger Reise verbunden. Nach Weißenberg in die Oberlausitz führte der Weg, dort richtete man sich neu ein. Nachdem Abitur erlernte sie den Beruf eines Landschaftsgärtners in Löbau und Dresden. Hiltrud Berndt wollte aber mehr über Landschaftsarchitektur und -planung erfahren, wollte schöpferisch in Ortschaften und Wohngebieten eingreifen, damit es sich in ihnen -mit dem Grün – angenehmer leben lässt. Sie belegte ein Studienplatz in der Fachrichtung Garten- und Landeskultur an der Humboldt-Universität Berlin. Nach dem Studium im Jahre 1970 ging sie nicht zurück ins Sächsische oder in die Oberlausitz. Sie ließ sich in Berlins Nachbarstadt, Potsdam, nieder, in der Stadt, in der der große Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné seine gestaltende Hand aufdrückte, in der der Gärtner und Staudenzüchter Karl Foerster lebte und wirkte, die Gartenarchitekten Hermann Göritz und Walter Funcke ihre Spuren hinterließen. Sie begann zunächst im Wohnungsbaukombinat zu arbeiten. Dort übernahm sie Projekte in der Freiflächengestaltung. Ihre erste Aufgabe war, das Wohngebiet in Potsdam-West mit Grünflächen zu verschönern. Eine breite Palette konnte Hiltrud Berndt an Landschaftsgestaltung vor 34 Jahren dort vorlegen. Wichtig war ihr, Gärten für Mieter anzulegen, Gärten, die gleich von den Wohnungen aus zu begehen sind. Grüne Stuben nennt Hiltrud Berndt sie. Statt langweiliger Ebenen wurde Erde bewegt, das Gelände modelliert. Auch der alte Baumbestand lag ihr immer am Herzen. Sie drang darauf, dass sie erhalten bleiben. Wenn die Bauleute besimmten, hier und da müssen Bäume „umgelegt“ werden, dann besorgte sie sich „Naturschutzeulen“ und befestigte sie an den entsprechenden Bäumen. Und schon wagte niemand, sie anzutasten. 1977 begann sie eine Tätigkeit beim Stadtarchitekten. Da waren oftmals Aufgaben zu bewältigen, die Mut bei der Durchsetzung von Verschönerung der Stadtlandschaft beziehungsweise bei der Verhinderung von Freveln erforderten. Sie verhinderte, dass aus dem Gelände der Russischen Kolonie „Alexandrowka“ eine Kleingartensiedlung wurde, dass über den Neuendorfer Anger eine 20 Meter breite Zufahrtsstraße zur Nuthestraße führte. Dafür sollte sogar die Kirche, die sich heute im schönsten Glanze präsentiert, geopfert werden. Glücklicherweise machte ein prominnten Gutachter den Vorschlag, den Anger zu einem Flächendenkmal zu erklären, was auch geschah. Und die Polizei erkannte, dass in der vorgesehenen Breite eine neue Straße keinen Sinn mache. Wenn Hiltrud Berndt an den Neuendorfer Anger denkt, dann erwärmt er, wie sie selbst sagt, ihre Seele. Dort konnte mehr als ein Traum verwirklicht werden – eine „aufschmückenswerte Anlage“, an der viele Mitbewohner beteiligt sind. Ab 1990 war sie, als die Mauer fiel, mit Verschönerungsarbeiten in Grenzgebieten beschäftigt, so an der Glienicker Brücke. Auch für die Schaffung von Uferwegen am Griebnitzsee, Jungfernsee und Luftschiffhafen setzte sich die Landschaftsgestalterin durch. Sie hat in Sachen Stadtgrün , bevor sie in wenigen Jahren in den Ruhestand geht, noch einiges vor. Beispielsweise soll nun endlich der Uferweg zwischen Kastanienalle und dem ehemaligen Stadthafen Wirklichkeit werden. Wenn der heutige Geburtstag vorbei ist, wird sie erst einmal für einige Tage ausspannen, im Garten von Hermann Göritz, den sie nach dessen Tod in ihre Obhut nahm. Gut zu wissen, dass dieses Gartendenkmal in bewährten Gärtnerhänden liegt.

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