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Kultur: Den Büchern etwas zurückgeben Buchpaten vorgestellt: Wilfried Fuhrmann

410 wertvolle historische Bücher hat die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam schon restauriert. 130 Menschen haben dafür eine Patenschaft für ein Buch übernommen.

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410 wertvolle historische Bücher hat die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam schon restauriert. 130 Menschen haben dafür eine Patenschaft für ein Buch übernommen. 138 000 Euro haben sie für die Rettung der Bücher gezahlt, seit die Bibliothek 1997 das Projekt „Buchpaten gesucht“ ins Leben gerufen hat. Im vergangenen Jahr haben allein 28 Buchpaten mit 4860 Euro Spendengeld 18 Bücher gerettet. Die PNN stellen in loser Folge Buchpaten vor. Heute: Wilfried Fuhrmann.

Als Kind hat Wilfried Fuhrmann sich gern Lexika angeguckt. Immer wieder hat er sie aufgeschlagen. Vor allem wegen der Bilder darin. In der Nachkriegszeit war das Unterhaltung pur. „Die Bilder haben meine Fantasie angeregt“, sagt der Potsdamer Wirtschaftswissenschaftler. Das sei etwas ganz anderes gewesen als die Bildermassen, die heute Fernseh- und Computerbildschirme fluten, findet der 63-Jährige.

Ein Bücherwurm sei er geblieben. Er liest viel, stöbert gern in Buchläden und Antiquariaten. Aber Bücher sind auch das Arbeitsmaterial des Professors. Der gebürtige Kieler lehrt seit 1995 an der Potsdamer Universität Makroökonomie.

Die Bücher haben ihm viel gegeben. „Ich habe sie teilweise richtig abgenutzt, drin rumgeschrieben, eben richtig damit gearbeitet.“ Nun will er den Büchern etwas zurück geben. Darum ist Wilfried Fuhrmann Buchpate geworden: „als Wiedergutmachung am Buch.“

So bewahre er Kultur und Wissen. „Bücher können über Jahrhunderte gelesen werden“, sagt Wilfried Fuhrmann. Bei den neuen Technologien sei das fraglich. „Versuchen Sie doch mal, heute noch irgendwo eine Diskette zu lesen.“ Das Wissen, was darauf gespeichert ist, sei oftmals verloren. Bücher dagegen können noch die Menschen der nächsten Generationen in die Hand nehmen – auch dank Wilfried Fuhrmann.

Er wolle auch 2008 wieder einem Buch Pate stehen. Noch hat er sich für keines entschieden. Aber es solle nach Möglichkeit einen Bezug zu Brandenburg haben. Mit seiner Partnerin Yamina Ifli hat er schon die verschiedensten Werke gerettet: Gedichtbände und den so genannten Erziehungsroman „Familie Bentheim – Lehrreiche Unterhaltung für die Jugend“, den der Pädagoge Karl Hahn 1805 geschrieben hat. Er handelt von den Geschwistern Karl, Eduard, Adelheid und Minna , die Fehler begehen und daraus lernen – beispielgebend für die jungen Leser des 19. Jahrhunderts.

2007 haben die beiden Paten der Bibliothek 210 Euro geschenkt, damit sie das Buch „Kleinasien und Deutschland – Reisebriefe und Aufsätze mit Bezugnahme auf die Möglichkeit deutscher Niederlassungen in Kleinasien“ restaurieren kann. Das Werk von Ludwig Ross ist 1850 in Halle erschienen. Für Wirtschaftsexperte Fuhrmann genau das Richtige, zumal er sich sowieso für die Kaukasus-Region interessiert. Gestern Abend wurden er und Yamina Ifli neben den 26 anderen Paten mit einem Empfang auf einem Schiff der Weissen Flotte geehrt.

Ein wenig unangenehm ist das Professor Fuhrmann schon, denn er hält das, was er tut, für selbstverständlich. Schließlich habe er genügend Geld. Umso mehr Respekt habe er vor denen, deren Geld knapp ist und die trotzdem eine Buchpatenschaft übernehmen. Ihnen gebühre die Ehre, sagt Fuhrmann. J. Wedemeyer

J. Wedemeyer

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