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Kultur: Den Menschen das Feuer gebracht Das Preisträger-Konzert von „Jugend musiziert“

Wie schnell die Zeit vergeht: „Alle, die heute spielen, kennen den Zustand der deutschen Teilung nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern“, bemerkte Gabriel Zinke, Vorsitzender des Brandenburger Landesausschusses von „Jugend musiziert“, zum Preisträgerkonzert am 3. Oktober in der Schinkelhalle.

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Wie schnell die Zeit vergeht: „Alle, die heute spielen, kennen den Zustand der deutschen Teilung nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern“, bemerkte Gabriel Zinke, Vorsitzender des Brandenburger Landesausschusses von „Jugend musiziert“, zum Preisträgerkonzert am 3. Oktober in der Schinkelhalle. Ministerpräsident Matthias Platzeck erklärte in seiner markanten Ansprache, es sei „eine wunderbare Idee“ dem erstmals in Potsdam stattfindenden Konzert diese politische Bedeutung zu geben: „Da begehrt jemand auf gegen die Götter und bringt den Menschen das Feuer – etwas Besseres kann man sich zum heutigen Tage kaum vorstellen.“

Vom vierhändigen Klavierspiel über ein Hörner-Duo mit dem Potsdamer Jonas Finke bis zu einem Konzert für E-Bass sowie einem großartigen Klarinettensolo gab es hinreißende Darbietungen junger Künstler. Sinnig umrahmt wurden sie von Ouvertüre und Finale aus Ludwig van Beethovens Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“, in dem es um die Erschaffung und geistige Erweckung des Menschen durch den Feuerbringer geht. Unter der Leitung ihres Chefdirigenten Howard Griffith zeigte das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt/Oder hohe Präsenz und Klangfülle. Dass Carl Czerny ein Schüler von Beethoven und ein Verfasser von Klavieretüden war, ist nicht unbekannt. Doch seine Konzertwerke gerieten im Lauf der Zeit in Vergessenheit. Nach der stürmischen Darbietung des Rondo alla polacca aus dem Klavierkonzert zu vier Händen in C-Dur könnte dies anders werden. Die beiden Pianisten Yuhao Guo und Mark-Dominik Kantorovich ließen die Funken sprühen und die Tasten fliegen, dass der Holzboden beinahe bebte. Heftige Vibrationen löste auch der Jazz Bass aus, der von Kolja Legde gespielt wurde. Das modernste und ungewöhnlichste Stück des Programms, der erste Satz aus Jeff Beals Concerto stellte hohe Anforderungen, nicht zuletzt an das begleitende Orchester.

Die Streicher des Brandenburgischen Staatsorchesters meisterten die rhythmischen Unisono-Passagen mit schneidender Präzision ergänzt von Latino-Klängen des Percussionisten und von einem allerdings kaum hörbaren Pianisten. Doch so ganz konnte dieses Werk nicht überzeugen, zu groß wirkten die Kontraste zwischen dem deftig-dunklen Brummeln der Bass-Gitarre und den schnittigen Orchesterklängen, wo manch Detail einfach unterging. Große Begeisterung löste das Konzert für zwei Hörner von Antonio Rosetti aus. Mit Dorothea Bender und Jonas Finke waren zwei junge Meister am Werk, deren schmiegsames, weiches Spiel bis hin zum zartesten Piano große Virtuosität besitzt. Das passte hervorragend zu der mozartischen Leichtigkeit und Heiterkeit des Konzerts.

Als allerschönste Entdeckung des Abends erwies sich das Concertino Es-Dur von Carl Maria von Weber. Dass dieses Werk weit mehr als ein brillantes Bravourstück ist, zeigte die neunzehnjährige Klarinettistin Solistin Anika Weichelt. Ihr farbiges, facettenreiches Spiel verströmte so viel Ausdrucksfülle, dass die romantischen Gefühlswelten voller Sehnsucht und Zerrissenheit, so wie sie E.T.A. Hoffmann beschrieben hat, ganz nahe schienen. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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