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Kultur: DePhazz können mehr als nur Jazz und Soul

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Lang ist es her, da hatte der Heidelberger Pit Baumgärtner DePhazz mit der Absicht gegründet, leichten Mood-Jazz für die ruhigen Abende zu produzieren. Doch spätestens seit dem vorletzten Album „Death By Chocolate“ haben DePhazz ihre musikalischen Wahrnehmungspforten weit geöffnet und alles einfließen lassen, was nur irgendwie gute Laune bringt. Beste Voraussetzungen, um beim Potsdamer Jazz-Fest ein Konzert abzuliefern, das die Qualität der Studioproduktion weitaus überschritt. Dabei hat die Band ihre Bühnenpräsenz vor allem Sänger Karl Frierson zu verdanken, denn dieser Mann singt nicht nur, mit seiner Show unterhält er auf äußerst amüsantem Niveau. Ihn simpel als „Soul-Man“ zu bezeichnen, würde ihm kaum gerecht werden, auch wenn es auf seine Stimme passender nicht zutreffen könnte. Sein Bariton ist wahrscheinlich im tiefsten Weinkeller gereift, denn anders lässt es sich nicht beschreiben, wenn der Amerikaner mit „Swing my thing“ auf mehr als nur die Tanzfreuden anspielt. Doch ebenso professionell beherrscht er die Höhen und spornt dabei das Publikum an, ihm doch auf seinen Gesangspfaden zu folgen. Aber das Publikum will nicht gleich mitziehen, auch wenn die witzigen Showeinlagen mit Erzählungen aus der Jugend des Sängers auflockern. Es dauert doch eine Weile, bis die ersten zu der Textzeile „Spirit moves me back and for“ die Gesäße schwingen. Wer hingegen viel schneller beim Publikum landet, und das nicht allein aufgrund ihres Äußeren, ist Sängerin Pat Appleton. Ebenso wie Kollege Frierson wandelt auch sie auf weiten musikalischen Feldern. Appleton verkörpert auf der Bühne die verruchte Jazz-Sängerin, äußerst sinnlich mit warmer, aber kräftiger Stimme und doch zugleich unnahbar, so wie es sich für eine Grande Dame gehört, die vom „Dummen Spiel der Liebe“ singt oder eingehüllt in blaugraues Licht mit tiefer Stimme von „Nightmares“ berichtet. Ein Wechselspiel zwischen Cafe-Haus-Jazz, affektiertem Schlagergesang und lateinamerikanischen Rhythmen - letztere unverkennbar durch die schwingenden Bongotrommeln und das Trompeten-Spiel von Bläser Otto Engelhardt. Selbst Produzent Baumgartner blieb auf der Bühne nicht untätig, servierte zu Appletons Coolness die entsprechenden elektronischen Trip-Hop-Beats. Was hätten die Fans auch anderes erwarten können, und bekamen obendrein noch einiges mehr geboten. Fast jeder, der nach 45-minütiger Zugabe das Festival-Zelt verließ, schien mehr als begeistert, weshalb es auch kaum wunderte, dass die anschließende RadioEins-Party schnell überlaufen war. An DePhazz wurde hier musikalisch einfach angeknüpft und mit jazzigem Soul und House weitergefeiert. Linda Könnecke

Linda Könnecke

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