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Kultur: Der ewig gute Alte Fritz

Festakt zum 295. Geburtstag Friedrichs II. im Schlosstheater im Neuen Palais

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Ganz ohne Verklärung ging es dann doch nicht. Als Gerd Heinrich, emeritierter Professor und Preußenexperte, am Mittwochabend beim Festakt zum 295. Geburtstag Friedrich des Großen im Schlosstheater im Neuen Palais über die Reisen des Monarchen einen einstündigen Vortrag hielt, war wieder viel die Rede vom ewigen Gutmenschen Friedrich. Der erste Diener des Staates, der sein Reich bereiste, um sich vor Ort zu informieren, wie sich seine Ländereien entwickelten. Ein offener sich aufopfernder Mensch, der die Ehrlichen liebte und die Faulen triezte. Der seinen Dreispitz zog vor den Bauern auf dem Feld und die ehemalige Soldaten, nun Invaliden, wenn er sie wiedersah und erkannte, stürmisch umarmte. Ein wenig mehr kritische Distanz hätte wohlgetan.

Doch das Vorhaben, das dem Festakt den Rahmen gab, lässt hoffen. Mit dem Slogan und dem prominent besetzten Kuratorium „Friedrich300“ will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) bis zum 300. Geburtstag Friedrich des Großen im Jahr 2012 die Rolle des preußischen Königs in seiner damaligen und heutigen Bedeutung sowohl für Deutschland als auch Europa vielfältig erforschen. Denn, wie Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der SPSG, in seiner Begrüßung sagte, zu erforschen gäbe es noch genug.

So wisse man beispielsweise bis heute nicht, wofür Friedrich II. sein privates Geld ausgegeben habe, da die Quittungen zwar vorhanden, aber immer noch nicht untersucht worden seien.

Eines der großen Vorhaben in den kommenden fünf Jahren sei die Restaurierung des Neuen Palais, so der Generaldirektor. Die Kosten dafür würden auf über 100 Millionen Euro veranschlagt.

Klaus-Dieter Lehmann, Sprecher des Kuratoriums, sagte, dass es auch um eine Popularisierung Friedrich II. außerhalb der Wissenschaft gehen müsse. Denn erst durch Aufmerksamkeit erreiche man, dass eine intensivere Auseinandersetzung mit einer der umstrittensten Persönlichkeiten der neueren Geschichte in Europa auch in der Bevölkerung stattfinden könne.

Das Kuratorium „Friedrich300“ will da mit seinen zahlreichen Vernetzungen Grundlagen schaffen. Und auch wenn André Schmitz, Kulturstaatssekretär in Berlin und Stiftungsratsvorsitzender, bat, nicht zu viele Legende über Friedrich den Großen zu zerstören, ein paar weniger können es ruhig sein.Dirk Becker

Dirk Becker

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