Kultur: Der Geruch der Kunst
Fröhliche Begegnungen beim Tag des Offenen Ateliers in Potsdam
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Wenn man über die Offenen Ateliers berichtet, muss man auch über die Gerüche schreiben. Diese sind so unterschiedlich wie die Ateliers und Wohnungen, in die man am vergangenen Sonntag beim Rundgang durch die Potsdamer Kunstszene Einblick erhält.
So roch es bei Arjopa, der einzigen von asiatischen Meistern anerkannten Obertonsängerin , die sich auch als Malerin betätigt, stark nach Gekochtem. Sicher war das Gericht asiatischer Herkunft, ähnelte aber deutlich dem deutschen Kohl. Arjopa ist zwar Deutsche, jedoch sehr von ihrer künstlerischen Heimat geprägt, so auch die Bilder, auf denen sie schamanische Meister farbenintensiv porträtiert.
Anders bei der Gruppe „Contemporary Art“, die sich zum ersten Mal am Offenen Atelier beteiligte: Empfangen wurde man draußen von frischer Luft, mehreren Hunden und einer großen, beleuchteten Fotowand von Björn Grepinski, die einen alten DDR-Mähdrescher in der noch nicht wirklich blühenden Landschaft, aber unter sehr blauem Himmel mit freundlichen Wolken zeigte. Drinnen tummelten sich die Besucher im engen, mit fotorealistischen Bildern von Patrick Weiss und Stefan Lierse tapezierten Raum und waren nicht nur mit dem Einatmen des offensichtlich hochprozentigen und seinen Duft überall verbreitenden Glühweins beschäftigt. Sittsamer ging es bei Angela Frühbing zu, wo mittags die Singschule diesen besonderen Tag musikalisch begrüßt hatte und man inmitten all der Cherubine und anderen Luftgestalten der Malerin das Aroma von Lebkuchen und Tannen förmlich imaginierte. Beim Verband der Bildenden Künstler gab es Kaffee und Stollen inmitten der kunterbunt zusammen gewürfelten Ausstellung zahlreicher Mitglieder. Und dann: in der vom Künstler und Gründerzentrum neu bezogenen Puschkinallee 16 mischten sich die Ausdünstungen von Menschen und Linoleumfußböden. Die wild gemusterten Bodenbeläge lieferten beim Betreten zudem noch ein klebriges Geräusch, so dass für „musikalische Umrahmung“ gleichermaßen gesorgt war. Die Heizung funktionierte, die Stimmung war gut, der Andrang groß. Vor allem bei der Modenschau mit eigenwilligen und beachtenswerten Kreationen von Christin Lau drängten sich die Interessierten und hatten viel Spaß mit den vielen bekannten Models, die sich durchaus perfekt auf dem Sandboden, der ein Laufsteg war, bewegten. Es scheint, dass alle mit dem Umzug glücklich sind. Konnte man die Landschaftsbilder von Kerstin Weßlau, die Blumengemälde von Beret Hamann und Christian Stötzners angedeutete, farbenfrohe Landschaften noch in Ruhe betrachten, wurde bei Olga Maslo und Chris Hinze der Blick auf die Kunst immer wieder durch neu Hinzukommende getrübt. Durch die vielen Besucher stieg allerdings auch die Stimmung enorm und einige nahmen gerne das Angebot des Fotografen Stefan Gloede an, sich im Skulpturenwald von Hinze als Kunstobjekt ablichten zu lassen.
Es gab, und das ist neu, keinen Künstler, keinen Besucher, der sich beschwerte. Heiterkeit und Zufriedenheit allerorten: Es scheint, als habe sich diese Art der Präsentation von Ateliers, wenn es so menschlich und fröhlich zugeht wie Sonntag, bewährt. Und man kann die Stadt nicht nur der Gerüche wegen auf unkonventionelle Weise entdecken.
Lore Bardens
Lore Bardens
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