Kultur: Der Glaube an die Macht der Träume
Hörspiel im Planetarium zum 80. von Benno Pludra
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Hörspiel im Planetarium zum 80. von Benno Pludra „Ich sehe die Milchstraße“, rief ein Mädchen ganz aufgeregt am Sonntagnachmittag im Planetarium, als Rolf König den Raum abgedunkelt hatte und der gesamte Sternenhimmel wie von Zauberhand erschien. Nachdem die rote Sonne wie ein Wiesel im Westen untergegangen war, durften die Kinder Sternbilder deuten und erkannten ganz deutlich Pegasus und die große Bärin, in deren immensem Bauch der große Wagen locker Platz hatte. Nach dieser kundigen Einführung in den Herbsthimmel, an dem sich gerade das Herbstdreieck in ein Winterviereck verändert, sprach das Hörspiel „Lütt Matten und die weiße Muschel“ die Kinderseelen auf ganz andere Weise an. Zwar gab es da auch einen mit vielen leuchtenden Gestirnen übersäten Himmel zu sehen, auf dem irgendwann die Sternschnuppen ihren Hoffnungsschimmer verbreiteten, aber die folgende Dreiviertelstunde war dem nun achtzig Jahre alten Benno Pludra gewidmet. Nein, natürlich nicht ihm, sondern einer der vielen in die Kinderherzen eingegrabenen Figuren des im letzten Jahr mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten, in Potsdam lebenden Autoren. Lütt Matten heißt der Kleine, mit dem seit 1963 viele Kinder auf die Suche nach der weißen Muschel gehen. Wie sein Name verrät, wohnt Lütt Matten am Meer und sein Vater, Matten, ist richtiger Fischer. Der Kleine will es ihm nachtun und hängt eine selbst gebastelte Reuse neben die zwölf stattlichen Fischfangnetze der Erwachsenen. Doch nie, nie verfängt sich ein Fisch darin. Schon wird Lütt Matten von den anderen Kindern gehänselt, aber er lässt sich nicht von seinem großen Traum abbringen, und eines Tages hört er von der weißen Muschel, die, wie die Legende erzählt, damals, als der Hunger groß und alle Netze leer waren, den Fischern half, wieder volle Netze zu bekommen. Lütt Matten träumt von der weißen Muschel, und findet tatsächlich eine Plötze in seinem Netz. Dass seine Freundin Mareike ihm diese Freude bereitete, weiß Lütt Matten nicht, stolz erzählt er zuhause seinem Vater von dem Fang. Da lacht der Vater dröhnend und klärt ihn auf, dass es vollkommen unmöglich sei, so wie diese Reuse aussehe und das Brackwasser, in dem sie hänge, haha, er lacht und lacht seinen kleinen Sohn aus. Nun ist Lütt Matten erst recht verzweifelt, nachts schleicht er sich aus dem Haus, um auf dem Bodden die weiße Muschel zu rufen. Natürlich kommt es anders als gedacht, aber am Ende wird alles gut und der Junge erhält eine richtige Reuse von seinem Vater. Die Stärke von Benno Pludra ist es, Kinderträume ernst zu nehmen und die Wichtigkeit des Träumens und der Hoffnung erkannt zu haben. Sein Erfolg geschieht ihm Recht, und es ist zu hoffen, dass er noch lange kleine und große Herzen erfreuen kann. Lore Bardens
Lore Bardens
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