Kultur: Der Graf aus Spandau im Lindenpark
Bela B. Felsenheimer, der hyperaktive Schlagzeuger von Die Ärzte, ist wieder solo mit seiner Band „Los Helmstedt“ unterwegs.
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Bela B. Felsenheimer, der hyperaktive Schlagzeuger von Die Ärzte, ist wieder solo mit seiner Band „Los Helmstedt“ unterwegs. Bela kann einfach nicht still sitzen, was auch erklärt, warum er zu der seltenen Gattung der Steh-Drummer gehört. Kaum pausieren Die Ärzte mal kurz, ist Bela mit meist ausgefallenen Projekten am Start: Bela als Teufel im Hörbuch „Faust vs. Mephisto“, als Synchronsprecher und als Haupt- oder Nebenrolle in diversen Filmen, gern aus dem Horror-Bereich. Vor kurzem las er „Last Train to Memphis“ und „Careless Love“ ein, die Biografie seines großen Idols Elvis Presley.
Im vergangenen Jahr veröffentlichte der selbsternannte Graf aus Spandau mit „Bingo“ sein erstes Solo-Album. Vielleicht auch, weil sein Ego mit den mittlerweile drei Solo-CDs vom Ärzte-Kollegen Farin Urlaub nicht zurecht kam.
Auf „Bingo“ verwurstet Bela B. ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte: smarter Rockabilly, drückender Country-Rock oder drängelnder Surf-Beat – nichts ist Bela heilig. Unter Belas Einfluss kann sogar Charlotte Roche plötzlich singen und beteiligt sich an der Abrechnung mit nervenden Fans in „1., 2., 3.“. Nach einiger Überredungsarbeit begab sich selbst Lee Hazlewood von seinem Crooner-Thron herunter und verknotete sich die Zunge bei der Aussprache eines deutschen Satzes.
„Halt“s Maul und spiel!“ schallt es bei Ärzte-Konzerten oft in Richtung Bühne, wenn sich Bela und Farin mal wieder in einen ihrer legendären Endlos-Dialoge verwickelt haben. Bei „Bela B. y los Helmstedt“ wird vornehmlich Musik gemacht. Auch wenn der von seinen Blödel-Freunden emanzipierte Arzt solo nicht gar so sehr klamaukt, ist ihm der Witz nicht abhanden gekommen. So rechnet Bela in zynisch-unterhaltsamer Weise mit TV-Müll („Zappingsong“) und Image-Kampagnen für Deutschland („Wiehr Thind Sssuper“) ab oder lästert über Musikerkollegen, die ihr Instrument unter dem Kinn spielen: „Mach die Gitarre runter! Wir wollen deinen Sack nicht sehen.“ Punkattitüde mit Augenzwinkern. Christoph Henkel
Montag, den 6. August, 20 Uhr, Lindenpark.
Christoph Henkel
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