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Von Dirk Becker: Der Klang der Fremde

Die Musikfestspiele haben sich in diesem Jahr der „Sehnsucht nach der Ferne“ verschrieben

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Seit über 20 Jahren ist Iris Jana Magdowski im Kulturbereich tätig und hat in dieser Zeit schon allerhand erlebt. Doch ein „Fahrradkonzert“ ist Potsdams Kulturbeigeordneter noch nicht untergekommen. Und wie Iris Jana Magdowski werden auch andere am Donnerstag verwundert gewesen sein, als sie durch das druckfrische Programmheft der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci blätterten und dabei auf die Seite mit besagtem „Fahrradkonzert“ gestoßen sind.

Mit diesem geplanten „Fahrradkonzert“ am Sonntag, 20 Juni, schließt sich für Andrea Palent, Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin, und Carsten Hinrichs, Dramaturg der Festspiele, ein Kreis. Denn am Anfang aller Planungen für die diesjährigen Musikfestspiele, die unter dem Motto „Sehnsucht nach der Ferne“ vom 11. bis 27 Juni mit 33 Veranstaltungen an 22 Orten in und außerhalb Potsdams stattfinden, stand eine gemeinsame Fahrradtour von Andrea Palent und Carsten Hinrichs vor zwei Jahren. Hier wurde die Idee für das Motto geboren, wie Hinrichs am Donnerstag im Schlosstheater im Neuen Palais bei der offiziellen Vorstellung des Festspielprogramms sagte.

Für den Neupotsdamer Carsten Hinrichs waren die zahlreichen exotischen Bezüge an historischen Gebäuden in Potsdam so augenfällig, dass er hier sofort ein eigenes Thema für die Musikfestspiele erkannte. Und so wird „Sehnsucht nach der Ferne“ mit dem abwechslungsreichen Programm eine Reise mehrfach um die Welt garantieren, so Hinrichs. Es ist die Sehnsucht nach der Ferne, die sich in den Werken europäischer Komponisten vom 14. bis in das 20. Jahrhundert hinein widerspiegelt, die an diesen Tagen vor allem zu hören sein wird.

Zusammen mit dem langjährigen Partner der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten wurde ein Programm entwickelt, das 17 historische Führungen neben den zahlreichen Konzerten bietet. Dazu zählen unter anderem ein „Spaziergang durch den Neuen Garten“, eine Führung durch die Friedenskirche Sanssouci und „Chinoiserien und Orientalisches in den Räumen des Neuen Palais“.

Herzstück der Musikfestspiele ist natürlich das Konzertprogramm und schon der erste Blick in das Programmheft zeigt, dass die Organisatoren um Andrea Palent und Carsten Hinrichs wieder Akzente zu setzen wussten. So werden Stars der Alte Musik-Bewegung wie Jordi Savall und Christina Pluhar mit ihrem Ensemble L’Arpeggiata erwartet. Daneben der Cembalist Andreas Staier und die Pianistin Claire Chevallier, die eigens mit einem Pianoforte von Érard aus dem Jahr 1905 anreist. Das Ensemble Le Poème Harmonique unter der Leitung von Vincent Dumestre wird das Eröffnungskonzert am Freitag, 11. Juni, mit Kompositionen unter anderen von Lully, Cavalli und Purcell auf historischen Instrumenten in der Friedenskirche gestalten. Das belgische Ensemble B’Rock lädt zu „On the road to Mozart’s Harem“, Gambist Vittorio Ghielmi und Lautenist Luca Pianca versprechen, dass „Tartaren, Mandarine und der Zar französisch tanzen“. Es ist die anspruchsvolle Vielfalt von „Sehnsucht nach der Ferne“, die des Musikliebhabers Herz schon beim wiederholten Blättern durch das Programmheft höher schlagen lässt.

Neben den Konzerten und zwei Opern – Glucks „Le Cinesi“ und Grauns „Montezuma“ – in historischen Räumen der Schlösserstiftung sind auch in diesem Jahr Open Air-Konzerte unter anderem auf den Terrassen der Orangerie Sanssouci, ein Familienfest „Im Reich des Goldenen Drachen“ und eine „Karibische Nacht“ geplant. Und natürlich besagtes „Fahrradkonzert“.

Hier haben sich Andrea Palent und Carsten Hinrichs von dem neuen Kooperationspartner aus Belgien, den Veranstaltern „MAFestivals“ in Brügge, inspirieren lassen. Dort gehört zum jährlichen Musikfestival im August auch ein „Fahrradkonzert“, das mittlerweile über 3000 Teilnehmer zählt. Von solchen Größenordnungen wollen die Veranstalter der Potsdamer Musikfestspiele noch nicht einmal träumen. Doch die „Weltreise per Drahtesel“ zu 22 Potsdamer Orten der Sehnsucht, an denen alle 30 Minuten von bayrischer Hausmusik mit Zither und Akkordeon über ein „Dschungelkonzert“ auf vier Blockflöten bis hin zu einer Blaskapelle auf dem Tandem die ausgefallenste musikalische Vielfalt dieser bunten Welt zu hören sein wird, verspricht schon jetzt ein weiterer Höhepunkt im Programm der Musikfestspiele Sanssouci zu werden, die im Schnitt jedes Jahr etwa 15000 Besucher zählen.

Das Programmheft zu den diesjährigen Musikfestspielen ist unter anderem in der Ticketgalerie des Nikolaisaals, Wilhelm-Staab-Straße 10/11, erhältlich oder im Internet, inklusive Kartenreservierung, unter www.musikfestspiele-potsdam.de

Dirk Becker

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