Kultur: Der Klang des Universums
„KAPmodern“ sucht die Wissenschaft
Stand:
Es ist ein Projekt von erheblichen Ausmaßen, dem sich die Musiker der Kammerakademie am morgigen Donnerstag widmen. Im kleinen, dunklen Foyer des Nikolaisaals soll in der Reihe „KAPmodern“ dem „Klang des Universums“ nachgeforscht werden. Eine Frage, die die Menschen schon seit der Antike beschäftigte und um die sich die Philosophen Gedanken über eine mögliche Sphärenharmonie oder Sphärenmusik machten. Die Frage, ob die Himmmelskörper in ihren Bewegungen Töne erzeugen, die ein harmonisches Zusammenspiel ergeben. In der Reihe „KAPmodern“ wird dieser Frage nun wie immer mithilfe der Musik zeitgenössischer Komponisten nachgegangen. An diesem Abend sind es Klaus Lang und Arvo Pärt, Beat Furrer, Karlheinz Stockhausen und natürlich John Cage.
„Atlas eclipticalis“ heißt das Stück von Cage, das auf dem Programm steht. Und wie Tobias Lampelzammer, Kontrabassist der Kammerakademie und einer der Organisatoren von „KAPmodern“, zwischen den Proben am gestrigen Dienstag sagte, wird die Aufführung „Atlas eclipticalis“ ein einmaliges Klangerlebnis sein. Lampelzammer nennt diese Komposition ein monumentales Werk, weil sich Cage hier an einem Sternenatlas orientiert hat. „John Cage hat diesen Atlas als Vorlage genommen und eine transformierte Notenschrift erstellt. Was wir also in diesen Noten sehen, sind Abbilder von Sternenkonstellationen“, so Lampelzammer. Und wie bei allen Kompositionen von Cage spiele auch hier der Zufall eine nicht unerhebliche Rolle. Eine musikalische Erfahrung, die immer auch Experiment ist und überraschend bleibt, sowohl für den Zuhörer als auch für die Musiker. Bei Cages „Atlas eclipticalis“ wird auch der Chefdirigent der Kammerakademie Antonello Manacorda auf der Bühne stehen. Es ist seine Premiere bei „KAPmodern“ und er wird dabei eine eher ungewohnte Rolle als musikalischer Leiter spielen.
Drei Konzerte sind in dieser Spielzeit in der Reihe „KAPmodern“ geplant. Sie alle stehen unter der thematischen Klammer „Musik und Physik“. Eine „Begegnung von Musik mit physikalischen Phänomenen und Erkenntnissen“, wie es im Programm heißt. Diese Idee entstand durch Kooperation der Kammerakademie Potsdam mit dem Einsteinforum. Das Konzert am morgigen Donnerstag ist der Auftakt, in dem vor allem die Musik sprechen wird. Für die Konzerte im Januar und im April sind dagegen auch Vorträge von Wissenschaftlern geplant. „Uns interessiert diese Gegenüberstellung von Kunst und Wissenschaft“, so Lampelzammer. Nach „KAPmodern“-Programmen mit Texten und Schauspielern war es nun an der Zeit, die Auseinandersetzung mit der Wissenschaft zu suchen. Für alle Seiten, so Lampelzammer, ergeben sich dadurch neue Sichtweisen: für die Musiker, die Wissenschaftler, aber auch für das Publikum bei der Entdeckung möglicher Klänge im Universum. Dirk Becker
„Der Klang des Universums“ am morgigen Donnerstag, 20 Uhr, im Foyer des Nikolaisaals in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Der Eintritt kostet 15 Euro
Dirk Becker
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: