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Kultur: Der kleine König

Rainer Sperl lädt heute zum „Ehrensparlier für Friedrich II.“

Stand:

Herr Sperl, zum „Ehrensparlier für Friedrich II.“ haben Sie im Kutschstall über 20, ja was eigentlich, Soldaten antreten lassen?

Sie haben zwar diese typischen Mützen auf, um sie zu charakterisieren. Aber es sollen keine Soldaten sein. Es geht um Preußen und das bleibt immer ein bisschen militant. Das soll schon ausgedrückt werden.

Soldatenmützen, die an die Langen Kerls erinnern. Jubilar Friedrich II. ist in ihrem „Ehrensparlier“ dagegen erstaunlich klein geraten, der Große hier regelrecht zwergenhaft.

Ich wollte ihn nicht groß machen. Das Fest zu seinem 300. Geburtstag ist ja schon groß genug. Er war ja körperlich auch nicht sehr groß. Und bei mir ist er der ganz normale, kleine Friedrich.

Auch was das Finanzielle betrifft? Die Betonung in Ihrem „Ehrensparlier“ liegt ja auf „spar“.

Es geht natürlich um das Sparen, aber teilweise hat Friedrich doch sehr üppig gelebt. Das sieht man dann wiederum an den goldenen Mützen, die das symbolisieren: Wir sind zwar arm, aber wir haben etwas.

Und wenn es nur goldene Mützen sind. Diese Ambivalenz von verordneter Sparsamkeit bei gleichzeitigem Geprotze lässt sich derzeit auch sehr gut in Potsdam beobachten. Darum auch der aktuelle Bezug zum Wiederaufbau des Stadtschlosses in Ihrem „Ehrensparlier“?

Ich bin ja ein bekennender Gegner des Wiederaufbaus. Künstler werden beschimpft, wenn sie ein Plagiat machen. In Potsdam entsteht ein Plagiat neben dem anderen. Natürlich wussten wir, dass in Potsdams Mitte etwas gefehlt hat. Aber mit einer internationalen Ausschreibung hätte auf dem historischen Grundriss etwas Neues entstehen können. Das wäre doch eine große Chance gewesen. Jetzt haben wir da diese Diskussionen, ob das Dach nun aus Kupfer oder aus Zink sein darf. Ich bin da ganz konsequent, bei mir gibt es kein entweder oder. Eine Figur in dem „Ehrensparlier“ zeigt deshalb: Wenn schon, dann ein Dach aus Gold.

Das Friedrich-Jahr hat gerade erst begonnen und schon merkt man bei nicht wenigen eine gewisse Müdigkeit. Ihre humoristische Auseinandersetzung mit dem Thema wirkt das regelrecht erfrischend.

Ja, und eine solche Auseinandersetzung ist auch notwendig, gerade in einem solchen Themenjahr. Da können die Leute einfach auch mal Luft holen und auch über Friedrich lächeln, wie auch immer er war.

Mal ganz ehrlich, ist es überhaupt zeitgemäß einen vor 300 Jahren geborenen König unter dem Motto „Happy Birthday, Friedrich“ zu feiern?

Eigentlich nicht. Man nutzt aber so einen Anlass gern, weil man mal wieder ein Event machen will. Das ist dann wohl unserem Zeitgeist geschuldet. Es gibt viele andere, die wir groß feiern könnten. Aber ein König ist eben ein König. Vor allem wohl in Preußen. Ich bin ja gebürtiger Sachse, lebe nun schon sehr lange hier, kann also als assimiliert gelten. Aber die Sachsen, wenn sie denn ihren August den Starken so huldigen würden, würden anders feiern.

Was heißt anders feiern?

Humoristischer. Nicht so tiefgründig, nicht immer nur was Intellektuelles, Wissenschaftliches daraus machen wollen.

Die vergoldeten Soldatenmützen, die Ihre Figuren im „Ehrensparlier“ tragen, könnten die nicht auch als Narrenkappen durchgehen?

Jede Kappe ist eine Narrenkappe.

Und die Krone eines Königs ist dann erst recht eine Narrenkappe?

Na selbstverständlich.

Das Gespräch führte Dirk Becker

Das „Ehrensparlier“ ist am heutigen Dienstag, ab 20 Uhr im Rahmen der Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag Friedrich II. im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Am Neuen Markt 9 zu sehen. Der Eintritt ist frei. Danach zeigt Rainer Sperl ausgewählte Figuren in seiner Galerie über der Ticket-Galerie des Nikolaisaals, Wilhelm-Staab-Straße 10/11, mittwochs bis sonntags, 12 bis 18 Uhr

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