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Kultur: Der Konservator

Quast-Ausstellung im Alten Rathaus

Lithographien, Drucke, Aquarelle und Zeichnungen zur mittelalterlichen Baukunst im Ermland aus der Hand Ferdinands von Quast (1807-1877), dem ersten Konservator der Kunstdenkmäler in Preußen, werden in der Ausstellung „Ermländische Ansichten. Ferdinand von Quast und die Anfänge der Denkmalpflege in Preußen und Ermland“ derzeit im Alten Rathaus gezeigt.

Das Ermland, seit 1772 Teil der Provinz Ostpreußen, war ab dem 13. Jahrhundert bis zur ersten polnischen Teilung ein geistliches Fürstentum und bildete bis 1945 eine katholische Enklave in protestantischer Umgebung. Ferdinand von Quast entwickelte eine besondere Vorliebe für die mittelalterlichen Kunstdenkmäler des Ermlands und widmete diesem Gebiet den ersten und einzigen Band einer von ihm konzipierten Schriftenreihe („Denkmale der Baukunst in Preußen“). Der preußische Konservator wollte darin charakteristische Baudenkmäler einer jeden Provinz der Monarchie dem kunstinteressierten Publikum vorstellen, um damit das Bewusstsein und die „Anhänglichkeit“ in der Bevölkerung für den Wert und die Bedeutung der Altertümer des eigenen Landes zu fördern. Den „Denkmalen der Baukunst in Preußen“ lag ein im besten Sinne populärwissenschaftliches Konzept zugrunde, dessen Kern großformatige Darstellungen bilden, die sowohl in romantischen Ansichten als auch in technischen Bauaufnahmen die ermländischen Kirchen, Burgen und Stadttore vorstellen. Diese Lithographien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bilden – ergänzt durch Vorzeichnungen, Studien und Entwürfen von Quasts aus deutschen und polnischen Beständen – den Mittelpunkt der Ausstellung. Der Besucher wird durch die Ansichten mit einer von der modernen Zivilisation noch weitgehend unberührten Kulturlandschaft bekannt gemacht, die sich im östlichen Randgebiet des ehemaligen preußischen Königreichs befand.

Ferdinand von Quast wurde 1843 von König Friedrich Wilhelm IV. zum Konservator der Kunstdenkmäler in Preußen ernannt und übte dieses Amt 34 Jahre lang aus. Ferdinand von Quast darf als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der noch jungen Kunstgeschichte und Denkmalpflege im 19. Jahrhundert angesehen werden. Jahrzehntelang bereiste er Deutschland, Italien, Frankreich und England zu Studien- und Dokumentationszwecken. Seine Beobachtungen hielt von Quast in vielen 1000 Seiten Skizzen und Beschreibungen fest, die er in einem privaten Archiv auf dem Gut Radensleben bei Neuruppin aufbewahrte. G.B.

Ausstellung des Historischen Vereins für Ermland e.V. in Zusammenarbeit mit dem Museum Ermlands und Masurens in Allenstein / Olsztyn. Bis 2. Juli, Altes Rathaus, Di-So 10-18 Uhr

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