Kultur: Der Kreislauf des Lebens
Großer Erfolg für Helmholtz-Gymnasium im Nikolaisaal mit „König der Löwen“
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Die Bühne bebt, die Savanne lebt. Als der König der Löwen von der Tierherde überrannt wird, hält es keinen der jungen Musiker und Sänger auf dem Podium mehr. Am dramatischen Wendepunkt der Erzählung trampeln und stampfen sie wild drauflos. Ein überraschender, aber passender Ausbruch, der auch zeigte, mit wieviel Herzblut die Mitwirkenden des Helmholtz-Gymnasiums bei der Sache für das Musical „König der Löwen“ sind. Aus der Idee von zwölf Schülern des Leistungskurses Musik entstand binnen eines Jahres ein Großprojekt, an dem rund 100 Jugendliche in allen Bühnen-Sparten beteiligt sind (Regie: Cornelia Lück). Die Mühe hat sich gelohnt. Entstanden ist ein Gemeinschaftskunstwerk, das selbst den Vergleich mit professionellen Darbietungen nicht scheuen muss.
Eine fast leere Bühne bringt die sehens- und hörenswerten Elemente der Aufführung gut zum Vorschein. Vor dem dezent in Beige und Weiß gekleideten Chor und Orchester steht nur der – weiß angemalte – Felsen „Pride Rock“ im Zentrum. Abstrahierende Landschaftsgemälde in klaren Farben bilden eine unaufdringliche Hintergrundkulisse für die spannende und bewegende Geschichte.
Nach dem gewaltsamen Tod von König Mufasa (Jakob Eschenburg) übernimmt sein böser heuchlerischer Bruder Scar (starke Bühnenpräsenz: Martin Kagel) die Regierung. Unter seiner Herrschaft versinkt das Land im Elend, woran die verbündeten Hyänen (Stefanie Becker, Dennis Briese, Christina Matz) und ihre Gefolgstruppen nicht unbeteiligt sind. In der Zwischenzeit entwickelt sich aus Mufasas kleinem Sohn Simba (Benjamin Barth) ein würdiger Nachfolger (Sebastian Jähnke) seines Vaters. Doch das muss der Junge erst mal erkennen. Dabei helfen ihm das drollige Warzenschwein (Thomas Beckmann) und die praktisch veranlagte Meerkatze (beweglich: Lena Liboschik) ebenso wie der weise Pavian Rafiki (gesanglich hervorragend: Sylvia Swierkowski). Und natürlich die Liebe in Gestalt seiner Spielkameradin Nala (Iris Waschke).
Den Helmhöltzern gelingt es, die dicht gewebte, symbolisch leuchtende Märchengeschichte in jedem Moment zu verdeutlichen. Vielleicht auch deshalb, weil hier viele Aspekte zusammenkommen, die junge, nachdenkliche Menschen bewegen, wie Vater-Sohn-Beziehung, Erwachsenwerden, erste Liebe und der alte Kampf zwischen Gut und Böse. Doch die Hauptrolle spielt natürlich die mitreißende Musik, die überwiegend von Elton John komponiert wurde. Es sprüht und glüht, prasselt und pulsiert in den eigens für diese Aufführung neu entstandenen Arrangements unter der musikalischen Leitung von Helgert Weber. Tanzszenen voller Schwung und Witz (Choreographie: Berit Rumpf), Sologesang mit Ausdruck, doch ohne Künstelei und packende Chöre nehmen das Publikum im ausverkauften Saal gefangen. Wenn die Hyänenarmee zu markigen Bläserfanfaren salutiert und marschiert und zum Samba-Rhythmus zackigen Can-Can tanzt, gibt es Zwischenapplaus. Hohes Niveau findet sich nicht nur bei den Tänzern mit Spagatsprüngen, Pirouetten und Flic-Flacs. Neben dem schwungvollen Orchester mit vielfältiger Percussion, Streichern, Bläsern, E-Gitarre ragt besonders der Chor hervor. Überaus klangvoll und präzise klingen die anspruchsvollen, neu arrangierten, teilweise afrikanisch inspirierten Gesangspartien, allen voran „Nants Ingonyama“ und „The Circle of Life“. Farbenfrohe Kostüme (Vera Barakina) und prächtige Masken (Leistungskurs Kunst) ergänzen das rundum gelungene Spiel um den Kreislauf des Lebens.
Babette Kaiserkern
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