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Versteht wirklich was von Kunst. Der Buchautor Christian Saehrendt.

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Kultur: Der Kunstversteher

Martin Saehrendt hat Spaß an moderner Kunst / Freitag liest er in Potsdam

Stand:

Erinnern Sie sich noch an Tracy Emin und ihr zerwühltes Bett? 1998 war das. Da stellte Tracy Emin in der Londoner Saatchi Gallery die Installation „My Bed“ aus. „Matratze, Leintücher, Kissen, verschiedene persönliche Gegenstände“, hieß es im Katalog. Was der Katalog verschwieg, waren Zigarettenreste, Kondome, benutzte Unterwäsche.

Angeblich hatte Tracy Emin ihr Bett wegen einer schweren Depression mehrere Tage nicht verlassen und den chaotischen und verschmutzten Zustand danach dann kurzerhand zu einem Kunstwerk erklärt. Der Sammler Charles Saatchi bezahlte dafür 150 000 Pfund, „My Bed“ wurde für den renommierten Turner Prize nominiert und nicht wenige werden sich damals die bekannte Frage gestellt haben: Was hat das bloß mit Kunst zu tun?

Moderne Kunst bereitet fast immer Unbehagen. Ein Unbehagen, das aus Ratlosigkeit resultiert. Der „manisch polternde Kunsthooligan“, wie ihn Christian Saehrendt nennt, kennt da keine Bedenken und reagiert äußerst offensiv auf die Fragwürdigkeiten, die ihm da in Museen und Galerien geboten werden. „Was soll der Schweinkram?/ Damit verdienen die Millionen?/ Meine Tochter malt bessere Bilder“, sind Fragen und Argumente des notorisch Unzufriedenen, die laut Saehrendt, selbst die geduldigste Kunstpädagogin zur Weißglut bringen kann. Fragen und Argumente aber, die oft genug auch dem sittsamen und offenen Kunstinteressierten auf der Seele brennen. Nur gebietet es der Anstand, sie nicht zu äußern.

Warum ist moderne Kunst so schwer zu verstehen? Wer bestimmt eigentlich, was Kunst ist? Warum hört sich das Gerede über Kunst immer so geschwollen an? Was passiert hinter den Hochglanzkulissen des Kunstbetriebs? Das sind die Fragen, die sich der promovierte Kunsthistoriker und Publizist Christian Saehrendt in seinen beiden, beim Dumont-Verlag erschienenen Bücher „Das kann ich auch! Gebrauchsanweisung für moderne Kunst“ und „Das sagt mir was! Sprachführer Deutsch – Kunst. Kunst – Deutsch“. Am Freitag liest er aus beiden Büchern in der Potsdamer Galerie Kunstraum.

Saehrendt traut sich was: Er ist respektlos, wenn er sich den sogenannten Kunstbetrieb vornimmt und zeigt, dass da viel Getue, hohles Gerede und massenhaft Blendwerk zu erleben ist. Saehrendt hilft, Vorurteile und Vorbehalte gegenüber der modernen Kunst zu überwinden. Er entlarvt das gestelzte Kennergetue und plädiert für eine vorsichtige Auswahl vor dem geplanten Museums- oder Galeriebesuch. Die Kriterien dabei sollen einfach sein: Hingehen, anschauen, Gefallen finden oder nicht. „Der Düsseldorfer Galerist Alfred Schmela urteilte über Gemälde ganz souverän: Dat is en Bilche. Hm – prima Maler“, schreibt Saehrendt. So einfach kann Kunstgenuss sein. D. Becker

Christian Saehrendt liest am Freitag, 24. April, um 19 Uhr in der Galerie Kunstraum, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 3,50, ermäßigt 2,50 Euro

D. Becker

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