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Kultur: Der Lehrer und seine Schüler

Hubert Globisch, Klemens Kühn und Andreas Schiller in einer Ausstellung der Galerie am Neuen Palais

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1978. Es begann das letzte Schuljahr für den Kunsterzieher Hubert Globisch vor seiner Pensionierung. Dutzende Generationen von Schülern hat er für das Schöne im Leben sensibilisiert – einige so stark, dass Kunst ihr Lebensinhalt wurde, wie etwa bei Stephan Velten, Lothar Krone oder Christina Wilsky. Für die 78er Generation reichte die Zeit nur, die Saat auszubringen, Pflege und Ernte lagen planmäßig nicht mehr in Globischs Händen. Doch die letzte Saat des Künstlers und Lehrers ist gut: Einen Stift hält man so, das ist kein Hammer. Probiere es so. Globisch führt leise, regt an.

Klemens Kühn und Andreas Schiller waren 1978 Schüler der Humboldt-Oberschule in Potsdam. Während es für Kühn, Sohn einer Wilhelmshorster Künstlerfamilie, durchaus vorstellbar war, die Familientradition fortzusetzen, schien dieser Weg für Schiller ausgeschlossen. Medizin, Außenpolitik, Jura – auf jeden Fall etwas Vernünftiges!

Der Unterricht von Globisch beginnt Früchte zu tragen. Schiller und Kühn gestalten die Wandzeitungen der Schule als Kunstinstallationen. Nach der Schulzeit gehen beide getrennte Wege – Kühn studiert in Weißensee Bühnenbild, arbeitet danach für verschiedene Theater. Kühns Werke sind leise und nachhaltig. So leise und nachhaltig wie Globischs Unterricht.

Schillers Weg ist ein anderer. Er wird „unvernünftig“ und gibt seinen Studienplatz in Moskau ab, bewirbt sich lieber auf der Burg Giebichenstein in Halle. Als Schüler von Bernhard Heisig und Gudrun Brüne wird der Apfel schnell sein Lieblingsmotiv. Mit diesem einfachen Sujet, tausendfach wiederholt, baut er Universen. Der Gegenentwurf zum Apfelmotiv ist die „Wunderkammer des Abendlandes“. Es geht ihm um den Kontext, den Disput mit dem Publikum während der Entstehungszeit eines Bildes. Das ist nicht leise, das ist laut. In der Galerie Oswald am Neuen Palais werden diese Kontraste ab kommenden Sonntag um 13 Uhr erstmals nach dreißig Jahren gemeinsam gezeigt, als eine Ehrung Hubert Globischs zu dessen sechsten Todestag. kip

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