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Kultur: Der letzte Barde

Biermann kommt morgen ins Hans Otto Theater

Stand:

Einer der letzten Barden mit den großen Gesten und ebenso großen Themen kommt nach Potsdam. Biermann, der in diesem Monat nach langem Hickhack Berlins Ehrenbürger wird, polarisiert wie ehedem. Nicht zuletzt sein beherztes Wort für Israel während des letzten Libanon-Krieges brachte die traditionell antiisraelische Linke in Deutschland gegen ihn auf.

In seinen neuen Gedichten und Liedern finden sich all die Motive wieder, die sein Werk, ja Lebenswerk, unverwechselbar machen: die Biermann’sche Dialektik, das „Unwirtlich war die Welt zu allen Zeiten/ Das ändert sich. Und bleibt doch wie es war“ (aus: Pamelas Lied), die freizügigen, die oft erotomanen Einblicke in sein Liebesleben und der Seelenkampf um die verlorenen Heimaten: „Heim, Heimweh gibt es wohl, doch Heimkehr kein/ - warum weshalb wieso“ (aus „Heimkehr nach Berlin Mitte“). Berlin-Hamburg-Israel, Biermanns geographisches und zugleich poetisches Dreieck, daß seine zerrissene Existenz spiegelt.

Wer erinnert sich noch an die Originalaufnahmen aus der Stasizentrale in der Normannenstraße, als sich am Abend seines ersten Konzerts nach dem Mauerfall ein Stasirentner meldet und sich bereit erklärt, den Sänger eigenhändig umzubringen. Atemlos, gehechelt. So sehr haben sie ihn gehaßt für seine Chuzpe, seine Unbekümmertheit, für seinen Trotz und für seine Beliebtheit – bis heute.

Wolf Biermann, und das macht ihn so besonders, ist an diesen Feindschaften nie zerbrochen, vielleicht sind sie das Schmiermittel seines Schaffens. Am Freitag kommt er um 20 Uhr ins Hans Otto Theater. rö

Karten unter 0331/98118).

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