Kultur: Der Mann und die Gitarre
Julian Dawson ist morgen im Waschhaus zu erleben
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Der Mann steht im Regen. Und er genießt es. Wo es regnet, sind auch die Balladen nicht weit. Und auch die genießt Julian Dawson, der Mann im Regen, ausgiebig. Vorwiegend die selbst geschriebenen, begleitet auf der Gitarre und von seinem Gesang. Morgen Abend ist Dawsons Leidenschaft für den musikalischen Herzschmerz im Waschhaus zu erleben. Und um im Bild zu bleiben: Es bleibt zu hoffen, dass die Potsdamer zahlreich kommen und ihn und seine Musiker nicht im Regen stehen lassen.
Wer Dawson zum ersten Mal sieht, denkt an alles andere, aber wohl kaum an Musik. Zwei Meter groß ist der Mann, kahler Schädel und tiefe Stimme. Doch das Album „Deep Rain“, mit dem der 54-jährige Engländer, derzeit durch die kleineren Konzerthäuser tourt und auf dem er sich in stilisierter Pose dem fallenden Nass hingibt, ist das mittlerweile 19. Album. Sein Debüt gab Dawson im Jahr 1982 mit dem programmatischen Titel „Let Out The Pig“.
Dawson hat Bildende Kunst und Kunstdrucktechniken im südenglischen Exeter studiert. Doch früh musste er erkennen, dass er sich auf der Bühne wohler fühlt und er es mit den eigenen Liedern zu einer höheren Kunstfertigkeit bringen würde als in manch anderem Gewerbe. Die Entscheidung für die Musik war schnell gefallen. So bestätigt Julian Dawson seit diesen Jahren mit jedem Album aufs Neue, dass unter der scheinbar harten Schale sich immer ein weicher Kern versteckt. Und der Zweimetermann Dawson hat dabei keine Probleme, offen zuzugeben, dass sein Kern besonders groß und besonders weich ist.
Blues, Folk, Boogie und Ragtime – die musikalischen Vorbilder Dawsons finden sich vor allem in der US-amerikanischen Musikgeschichte. Doch ist er dabei weit davon entfernt, wie ein schlechtes Plagiat zu klingen. Julian Dawsons Lieder kommen von ganz tief innen. In deren musikalischer Ruhe und Balladenlastigkeit liegt noch immer eine ganz besondere Kraft. Dirk Becker
Julian Dawson & Band sind morgen, ab 21 Uhr, im Waschhaus, Schiffbauergasse, zu erleben. Der Eintritt an der Abendkasse kostet 15 Euro.
Dirk Becker
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