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Kultur: Der mit der Nase
„PommesFritz“ im Waisenhaus eröffnet
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Schon seit Eva im Garten Eden den Apfel vom Baum pflückte, ist bekannt, dass besonders die verbotenen Früchte einen nahezu unwiderstehlichen Reiz auf den Menschen ausüben. Ob Friedrich daran dachte, als er seine Kartoffelfelder bewachen ließ, um seine Bauern so zum Diebstahl zu verführen? Man weiß es nicht. Aber dass Friedrich der Große eine ganz besondere Beziehung zu den Erdäpfeln hatte, ist längst bekannt. Gleichzeitig ruchloser Kriegsherr und leidenschaftlicher Musiker, Frauenhasser und gutherziger Hundefreund – um Friedrich ranken sich die kontroversesten Geschichten. Dass man Friedrich den Großen jedoch auch mit ganz anderen Augen sehen kann, zeigt die Karikaturen-Ausstellung „PommesFritz. Satirisches Sammelsurium“, die am Mittwoch im Treppenhaus des Großen Waisenhaus eröffnet wurde.
Ganz im Sinne des Jubiläumsjahres „Friedrich 300“ und doch aus einem ganz neuen Blickwinkel zeigt die Ausstellung Friedrich gleichzeitig als „Lichtgestalt und Spottfigur“. Verschiedenste künstlerische Gestaltungsstile, von Comiczeichnungen über Fotografie bist hin zu kaum erkennbaren schwarz-weiß Kritzeleien, lassen vor dem Auge des Betrachters ein großes Ganzes entstehen, das sich fast natürlich in die Architektur des historischen Treppenhauses eingliedert.
Dass Friedrich seine Nase gerne mal in fremde Angelegenheiten steckte, ist ja bekannt. Und so streckt sich sein außerordentlich markantes Riechorgan dem Betrachter von beinahe jeder Karikatur entgegen. Mal knollig, mal spitz, mal mit einem Huckel auf dem Rücken versehen und ganz selten einmal, schon beinahe zu auffällig, klein und gerade. Beispielhaft dafür ist Gerd Mackensens „Nase/Nase“, das Friedrich und einen seiner heißgeliebten Hunde zeigt. Im Profil gezeichnet, stehen sich die Köpfe der beiden gegenüber und so ist ein Vergleich der langen Schnauze des Windspiels mit Friedrichs auffälliger Nase unumgänglich.
Wie nicht anders zu erwarten war, ist auch die Kartoffel auf vielen Bildern vertreten. Doch so mancher Künstler entwickelt in dieser Hinsicht eine ganz eigene Rezeption des Kartoffel-Mythos um Friedrich II. So erscheint auf einer Fotomontage von Klaus R. Kunzmann auf Friedrichs Grab neben einigen Kartoffeln auch eine Packung Kartoffelpüree-Fertigmischung. Und Petra Kaster lässt eine Kartoffel mit einem Trieb als Nase und einem Dreispitz bekleidet gleich als Friedrich-Ersatz dienen. Aber auch Thematiken der heutigen Politik und Gesellschaft sind von einigen Künstlern in die Ausstellung eingeflochten worden. Das Foto einer Friedrich-Statue neben einem McDonalds Reklameschild mit der Aufschrift „Ihr habt ihn Big gemacht!“ verwehrt sich nicht einer gewissen Komik. Und einem gewissen Lachzwang kann man sich als Betrachter kaum erwehren, wenn Klaus Stuttmann Frau Merkel in die preußische Uniform steckt, die für Friedrich so typisch war und diese Zeichnung mit den Satz „Aufgeklärter Absolutismus – 300 Jahre später “ kommentiert.
Dem Betrachter eröffnet sich mit jeder Karikatur ein neuer Blickwinkel. Neben vielen Klischees werden allerdings auch bisher unentdeckte Facetten seiner Persönlichkeit behandelt. Und auch wenn nicht jede Karikatur zum Lachen reizt, verhelfen sie mit gelegentlich auch bösem Witz einem doch zu so manchem vergnüglichem Moment. Selbst die vielen Stufen, die zu erklimmen sind, möcht man die Ausstellung in seiner Gänze betrachten, geraten dabei ganz schnell in Vergessenheit. Chantal Willers
Die Ausstellung „Pommes Fritz. Satirisches Sammelsurium“ ist bis zum 31. Juli im Treppenhaus des Großen Waisenhaus, Lindenstraße 34a, zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags 7 - 18 Uhr. Der Eintritt ist frei
Chantal Willers
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