zum Hauptinhalt
Bringt Bollywood zum Klingen. Der Komponist Allah Rakha Rahman.

© promo

Kultur: Der Mozart von Madras

Er lieferte die Musik zu „Slumdog Millionaire“: Am Samstag kommt A. R. Rahman nach Potsdam

Stand:

In Indien ist er ein Superstar, doch sein Ruhm hat längst die Grenzen des Subkontinents überschritten. Die Rede ist von Allah Rakha Rahman, kurz A. R. Rahman, der mit Musik zu über 100 Filmen und mit Livekonzerten unzählige Menschen weltweit erreicht. Als erster indischer Komponist erhielt er 1997 von Sony einen Vertrag, später arbeitete er für Andrew Lloyd Webber und seine Musik zum englischen Blockbuster „Slumdog Millionaire“ wurde mit zwei Oscars sowie einem Dutzend weiterer Preise ausgezeichnet.

Dem „Mozart von Madras“ widmet der Nikolaisaal zur Saisoneröffnung am kommenden Samstag einen ganzen Konzertabend unter dem Titel „Bollywood Dreams“. Grenzen und Genres werden dabei in mehrfacher Hinsicht überwunden – so wie es wohl nur die Musik vermag. Das Deutsche Filmorchester Babelsberg spielt im Verein mit Asad Kahn (Sitar) und Navin Iyer (Flöte) die beide zum musikalischen Umfeld des Komponisten gehören. Dazu gesellen sich zwei Vokalensembles, wie sie unterschiedlicher wohl kaum sein können: der Chor des KM Music Conservatory aus dem indischen Chennai und der Chor des Helmholtz-Gymnasiums. Als ob das nicht schon herausfordernd genug wäre, gibt es noch einen ganz speziellen Ansporn. Wie zu hören war, wird der indisch-tamilische Meister der Musik höchstpersönlich anwesend sein und vielleicht sogar mit einem Beitrag das Publikum bezaubern.

Vor fünf Jahren gründete A. R. Rahman das KM Music Conservatory in seiner Heimatstadt Chennai, dem früheren Madras. Musik, Technologie, Kenntnis westlicher Orchestermusik und die Pflege indischer Musiktraditionen werden dort in engem Verbund gelehrt. Auch Rahmans Kompositionen zeugen von diesem Streben nach einer globalen Musiksprache mit lokalen Wurzeln. Er hat damit die indische Musik erneuert, seine Lieder gehören dort zum Allgemeingut und sein Lebensweg ist zum Vorbild für viele geworden. „In meinem Fall wurde Staub zu Gold“, sagte der 1966 geborene Komponist, dem zwar die Musik in die Wiege gelegt wurde, nicht aber der Erfolg. Schon sein Vater war ein bekannter Musiker und Komponist, starb jedoch frühzeitig. So musste Rahman ab dem elften Lebensjahr zum Lebensunterhalt seiner Familie beitragen, indem er vor und nach der Schule als Musiker und Arrangeur für das Fernsehen arbeitete. Gleich sein Debut im Filmbusiness brachte den Durchbruch: Für die Musik zum tamilischen Drama „Roja“ (1992) erhielt A. R. Rahman einen Preis als bester nationaler Musikdirektor. Das will etwas heißen, denn Indien besitzt die produktivste Filmindustrie der Welt. Zwischen 800 und 1200 Filme werden dort pro Jahr gedreht, was ungefähr dem Output von Hollywood und Europa zusammen entspricht. Genau genommen müsste man von den vielen Kinos Indiens sprechen, denn es werden Filme in etwa 30 verschiedenen Sprachen produziert. Die wichtigsten Filmstudios – auch als Bollywood, Kollywood und Tollywood bekannt –, liegen in den Millionenstädten Mumbai, Chennai und Hyderabad.

In der tamilischen Hauptstadt Chennai besitzt A. R. Rahman heute eines der modernsten Tonstudios von Asien. Er singt und spielt verschiedene Instrumente, traditionelle ebenso wie Synthesizer und das Continuum, ein ultramodernes 3-D-Piano. Mit der Tradition der symphonischen Musik ist Rahman ebenso vertraut wie mit der klassischen Musik Südindiens, tamilischer Folklore und der Musik der Sufis. Genauso selbstverständlich schöpft er aus dem Repertoire von Jazz, Reggae, Rock und Pop. Wie für viele große Musiker früher und heute besteht für A. R. Rahman eine enge Beziehung zwischen Musik und Spiritualität. Nach seinen Worten ist der indische Weg der Hingabe und der Liebe, im Sanskrit „Bhakthi“ genannt, das entscheidende Element von jeder Musik, egal ob sie aus hindustanischen oder karnatischen Quellen stammt, aus der Sufi-Tradition oder ganz woanders herkommt. Babette Kaiserkern

„Bollywood Dreams“ am Samstag, dem 25. August, um 19.30 Uhr, im Nikolaisaal. Karten in der Ticket-Galerie des Nikolaisaals oder unter Tel.: (0331) 28 888 28

Babette Kaiserkern

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })