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Kultur: Der „Ritterschlag“

Christiane Schulz im Jahrbuch der Lyrik und im Künstlerbuch

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„Es erwies sich bald als wichtige Meldung, ob man drin war oder nicht; wenn ja, war das ein kleiner Ritterschlag.“ Der Schriftsteller Norbert Hummelt meint das Jahrbuch der Lyrik. Auch der Kölner Lyriker ist in dem im S. Fischer Verlag erschienenen Standardwerk der Gegenwartsliteratur für das Jahr 2007 wieder aufgenommen worden. Aber in diesem Beitrag geht es nicht um Hummelt, sondern um die Potsdamerin Christiane Schulz. Die studierte Architektin hat bereits mehrere erfolgreiche Lyrikbände an den Mann und an die Frau gebracht. Die Aufnahme in das Jahrbuch der Lyrik – zwar nur mit einem Gedicht – bedeutet auch für Christiane Schulz ein Ritterschlag. Damit ist sie in die Gilde der wichtigsten Lyriker unseres Landes aufgenommen worden.

Die Lyrikerin versteht eine poetische Landschaft voller Weite, Farbigkeit und Tiefe vor dem Leser auszubreiten. Auch in dem soeben heraus gekommenen Band „Mondschein am Revers“ kann man ihre Gedichte zur Kenntnis nehmen, sie in sich aufnehmen, so dass sie ein ganzes Wegstück an unserer Seite bleiben. Immer mehr wechselt Christiane Schulz von einer manchmal unnahbaren Kühle und Stringenz zu Wärme und größerer Gelassenheit. Aber immer ist ihre Lyrik durch eine Poetik des Schauens gekennzeichnet – was sie umgibt und was sie in ihrem Inneren erfährt.

Die Broschur, in der San Marco Handpresse erschienen, ist nicht nur mit der Hand gebunden, sondern auch mit der Hand gesetzt und wird, ebenfalls von Peter Marggraf, auf der Linotype in Blei auf einem Handtiegel gedruckt. Marggraf ist Bildhauer und lebt in Bordenau im Niedersächsischen. Der Literatur gilt des bildenden Künstlers besonderes Interesse. Seine alten Druckmaschinen, die er jahrzehntelang sammelte, wollte er wieder beleben. So begann er Künstlerbücher zu drucken, zunächst mit Texten von Franz Kafka, Georg Trakl, Samuel Beckett, Georg Büchner oder Ingeborg Bachmann. Dann kamen Ausgaben mit Lyrik zeitgenössischer Schriftsteller hinzu, beispielsweise von Peter Gosse oder Peter Piontek. Für die dichterische Auswahl ist Hans Georg Bulla verantwortlich.

Dank einer in unserer Zeit selten gewordenen Wahlverwandtschaft zwischen Dichtung und bildender Kunst erfahren die Bände eine Bereicherung durch die beigegebenen Grafiken von Peter Marggraf. Keineswegs werden die Texte illustriert, sondern sind ganz selbstständige Blätter. Zwar verarbeiten sie die literarischen Anregungen, doch streben sie eine für sich geschlossene Auseinandersetzung mit einer aus Tradition und eigenen Bildvorstellungen gewonnenen Bildhaftigkeit an. Auch bei der Linolätzung in Christiane Schulz“ Lyrikband „Mondschein am Revers“.

Die Auflage ist natürlich gering. 27 Exemplare werden nur gedruckt. So wenige Bücher sind wohl mit Christiane Schulz“ Gedichten noch nicht heraus gekommen. Aber sie kann sicher sein, dass sie den „richtigen“ Leser erreicht, der ja die Broschur direkt beim Verleger Peter Marggraf bestellen muss. Und vor allem sind sie eine bibliophile Kostbarkeit von hohem Rang.

Mondschein am Revers, Gedichte von Christiane Schulz mit einer Linolätzung von Peter Marggraf, San Marco Handpresse, Bestellungen unter Tel. 05032/7946

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