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Kultur: Der Schönheit gehuldigt

Giorgi Karadze spielte mit der Kammerakademie

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Seit November des vergangenen Jahres sind sie gute Bekannte: der 22jährige georgische Cellist Giorgi Kharadze, die Mitglieder der Kammerakademie Potsdam sowie ihr Chefdririgent Michael Sanderling. Sie begleiteten ihn in der Endrunde des international renommierten Emanuel Feuermann-Wettbewerbs in Berlin. Es war schon vorher klar, der Preisträger sollte ein Sinfoniekonzert mit der Kammerakademie in Potsdam bestreiten.

Giorgi Kharadze wurde der Gewinner und so war er zu Gast im ausverkauften Nikolaisaal. Für das Konzert wählte der Cellist Peter Iljitsch Tschaikowskis sieben Variationen über ein Rokoko-Thema in A-Dur op. 33, ein Werk, das mit originellen musikalischen Ideen prall und für den Solisten mit großen technischen Vertracktheiten gefüllt ist. Kharadze war seiner Aufgabe bereits wunderbar gewachsen. Ein großer runder und warmer Celloton erfüllte den Raum. Und seine Wiedergabe war mit Leichtigkeit, Leidenschaft und Poesie gemischt, bei der er nicht mit brillanter Virtuosität geizte. In der Kammerakademie und in Michael Sanderling fand er wunderbare Partner. Als Cello-Solist kennt Sanderling natürlich das Stück in- und auswendig, das trotz seiner Rokoko-Manier eine durch und durch romantische Sprache besitzt. Das Publikum war nach dieser mitreißenden Interpretation hellauf begeistert und dankte dem jungen Cellisten und seinen Musizierpartnern mit langem Applaus.

Kharadze war auch der Solist bei der „Überraschungsnummer“ des Kammerakademie-Sinfoniekonzerts „unerhört?gehört!“. Der Cellist brachte ein Werk aus seiner georgischen Heimat mit, ein „Reqiuem“ von Vasha Azarashvili, das dieser vor 25 Jahren anlässlich des Todes seines Vaters schrieb. Das Requiem für Violoncello und Orchester ist ein höchst emotionales, ja ergreifendes Werk, in dem das Aufbegehren gegen den Tod, in dem Trauer, Resignation und Hoffnung vereint sind. Mit großer Ausdrucksdichte und Intensität spielte Kharadze auch diese Komposition, nicht anders die Kammerakademie, so dass die verschiedenen dynamischen Steigerungen immer wieder tief beeindruckten. Die Aufführung des Requiems gehörte zu den erlebnisreichsten Momenten des Konzertabends.

Zunächst standen aber die Variationen über ein Thema von Tschaikowski op. 35a auf dem Programm. Der Russe Anton Arenski, ein Zeitgenosse seines berühmten Kollegen Tschaikowski, schrieb dieses in unserer Region wohl kaum aufgeführte Stück. Er huldigt darin einem Ideal klanglicher Schönheit mit einem fast durchweg lyrisch-elegischen Ton. Mittlerweile verliert man jedoch das Interesse an dieser Piece, doch beim sechsten Satz wird es wieder spannend, weil für kurze Zeit Dramatik die Oberhand gewinnt. Sanderling und die Kammerakademie bescherten das Arenski-Stück mit ausgesprochen geschmeidigem Wohlklang. Das Herausforderende hatte an diesem Abend weniger das Sagen als das Liebenswürdige und die Schönheit in der Musik, ob in Händels Concerto grosso c-Moll oder in Johannes Brahms“ Variationen und Fuge über ein Thema von Händel in B-Dur, das er für Klavier schrieb). Im letztgenannten Stück wurde eine mit ausgeprägtem Sinn für klangliche Differenzierungen bearbeitete Fassung für Orchester (Bearbeitung: Mark A. Popkin und Michael Sanderling) gespielt. Zwar hat jede Variation ihr eigenes Gewicht und Gepräge, aber echtes Brahms-Kolorit erhält wird erst im letzten Satz spürbar. Besonders die Bläser dees Orchesters haben ihm dabei mit ansteckender musikantischer Gestaltung Spaß am Zuhören gegeben.

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