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„Ich nenne es: Den Anfang!“ im T-Werk: Der Schöpfer hat immer Probleme

Mit „Ich nenne es: Den Anfang!“ zeigen junge Puppenspieler im T–Werk, was sie können.

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Zeus klemmt am Himmel. Eigentlich sollte er hinter dem Vorhang verschwinden, zusammen mit den Wolken, aber so richtig will sich der Himmel am Abend der Generalprobe von „Ich nenne es: Den Anfang!“ im T–Werk nicht verschließen.

So ist es immer in der griechischen Mythologie, irgendwo hängt es mal wieder – und am liebsten zwischen den Titanen und den Olympiern. Prometheus ist einer aus dem Göttergeschlecht der Titanen, der in der griechischen Mythologie als der Schöpfer der Menschen gilt. Die Erde hat nur Pflanzen und Tiere, als Prometheus hinabsteigt und Menschen aus Ton formt – zunächst nur mit tierischen Eigenschaften. Prometheus’ Lebensgefährtin Athene gibt ihnen dann Verstand und Vernunft – eigentlich könnte die Geschichte hier zu Ende sein, wenn nicht die Olympier um Göttervater Zeus ein Wörtchen mitzureden hätten. Und Zeus ist sauer.

„Wir erzählen von der Problematik des Schöpfens“, sagt Nora Raetsch, die als Figurenspielerin und Theaterpädagogin das dritte Stück mit der Jugendgruppe „PuppenTheaterTeufel“ inszeniert. „Da geht immer was kaputt, oder man bringt sich gegenseitig um.“ Dass es diesmal um griechischen Mythologie gehen sollte, war schnell klar. Eine Nacherzählung des Prometheus? „Nein, eher eine Neuerzählung“, sagt Raetsch. Drei verschiedene Spielformen kommen dabei zum Einsatz: Großpuppen, Marionetten und Masken. Ein Puppentheater also – oder doch ein Figurentheater? Das mit der Definition sei ein Ost-West-Problem, sagt Raetsch. Der Begriff Puppe habe etwas Verniedlichendes, das der Kunstform des Theaters nicht gerecht würde – weshalb man im Westen der Republik zur Bezeichnung Figurentheater tendiert habe. „Auf jeden Fall spielen da Puppen mit“, sagt Raetsch, die aus dem „Osten“ stammt.

13 bis 14 Jahre sind die fünf Puppenspieler des Ensembles, einer davon, Johann Simon, verantwortete das Bühnenbild des Stückes: Ein Pinguin liegt wie tot auf einer Eisscholle, Schaumstoffmenschen sitzen in einer Höhle. Das Handwerkliche nimmt einen großen Teil der Vorbereitung auf das Stück ein: Wer eine Puppe baut, hat den Charakter gleich mit hineinmontiert. Im letzten Jahr wurden Handpuppen aus Holz gebaut, dieses Jahr sind sie aus Schaumstoff; das geht nicht nur schneller, es ist auch günstiger. Dabei werden die Schaumstoffteile entweder zusammengeklebt, oder als substraktive Plastik ausgeschnitten – ein hartes Stück Arbeit, zumal Schaumstoff ein Klingenkiller ist.

Schauspiel ist doch Schauspiel, könnte man meinen – aber das kann Nora Raetsch nicht bestätigen: Wer sich selbst gern in den Vordergrund spielt, wird bei „PuppenTheaterTeufel“ weniger glücklich. Hier geht es darum, hinter der Figur zu verschwinden und dadurch etwas zu erschaffen. Es muss ja nicht gleich die ganze Menschheit sein. 

„Ich nenne es: Den Anfang!“ im T-Werk, Schiffbauergasse. Premiere am heutigen Samstag um 19 Uhr, nächste Vorstellungen Sonntag, 16 Uhr, und Montag, 10 Uhr.

Oliver Dietrich

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