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Konzert der Kammerakademie: Detailreiche, konturenklare Klangmalereien

Die Kammerakademie Potsdam spielte beim 7. Sinfoniekonzert musikalische Landschaftsbilder im Nikolaisaal.

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Landschaftsbilder strahlen einen unwiderstehlichen Reiz aus. Stundenlang kann man vor ihnen stehen, immerfort neue Details entdecken, sich an der Farbkomposition erfreuen. Doch wie flüchtig sind den Sinnen jene klangkomponierten „Landschaftsbilder“, die zu malen das 7. Sinfoniekonzert am Samstag im ausverkauften Nikolaisaal versprochen hatte?

Als „bildender Künstler“ betätigt sich die Kammerakademie Potsdam unter Leitung ihres ehemaligen Chefdirigenten Michael Sanderling, der mit anhaltendem Auftrittsapplaus begrüßt wird. Erste Station der Bildbetrachtungen: ein Triptychon aus Felix Mendelssohn Bartholdys „Sommernachtstraum“-Musik, wobei verhaltene Holzbläserklänge für die nötige Einstimmung sorgen. Und was bietet die „Ouvertüre“ sonst noch? Beispielsweise wispernde Streicher, die den Blick auf die waldesnächtlichen Verwirrungen mit ihrem irrlichternden Elfenzauber lenken. Man „erblickt“ – straff artikuliert, detailverliebt ausgemalt und mit minimalistischem Vibratoeinsatz glanzlos gestrichen – die handelnden Personen von Hermia über die einfältige Handwerkertruppe bis hin zu Oberon. Da geht es schon mal lautstark zur Sache, um alsbald wieder in geheimnisvolle Gefilde zu münden. Präzise und sparsame Gesten des Dirigenten stacheln die Musiker zu einem pointierten, leichten und lebendigen Spiel an. Hellgetönt und analytisch scheint im „Scherzo“ ein Motor in hohen Drehzahlbereichen zu laufen. Festlich-pompös mit Waldhornseligkeit, Trompeten- und Posaunengeschmetter zieht der „Hochzeitsmarsch“ vorüber.

Und da wir gerade im Wald sind, darf natürlich ein Hornkonzert nicht fehlen. Sein erstes in Es-Dur op.11 hat Richard Strauss für die Blaskünste seines Vaters geschrieben. Signalhafte Dreiklänge beherrschen die Szene, die von weitschwingenden melodischen Bögen und bravourösen Solistenattacken bestimmt wird und ein faszinierendes Klangpanorama entwirft. In mehrfacher Hinsicht sehr beeindruckend, wie der armlose 24-jährige Solist Felix Klieser das Werk körperlich und gestalterisch meistert. Er sitzt auf einem Stuhl, das Horn ist in einem fahrbaren Gestell auf Mundhöhe fixiert. Mit dem virtuosen Zehenspiel seines linken Fußes absolviert er die Klappenarbeiten mit phänomenaler Treffsicherheit. Er verfügt über einen kräftigen Atem, erzeugt einen Ton voller Wärme und Geschmeidigkeit. Klangliches Orchesterschwelgen, das dennoch für einen entschlackten Gesamtklang sorgt, unterstützt ihn dabei punktgenau. Geradezu heimelig breitet sich der kantable Gesang des Andante-Satz aus. Des Solisten faszinierende pedale Fertigkeit bleibt auch dem virtuosen Feuerwerk des finalen Rondo-Allegro nichts schuldig. Seine signalartigen Soli wirken wie Weckrufe zum Erwachen des Frühlings. Dem prasselnden Beifall dankt er mit einer Folge von Waldhornsignalen. Der gleichfalls ungestüme Beginn von Robert Schumanns „Rheinischer“ Sinfonie Nr.3 Es-Dur vermittelt einen ausdrucksjubilierenden Bericht von des Komponisten neuem rheinischen Lebens- und Wirkungskreis, nachdem er von Dresden nach Düsseldorf umgezogen ist. Diese in den Noten verborgene Hochstimmung bringen die Musiker vorzüglich zur Geltung. Pastorale Betrachtungen beherrschen das Scherzo, bei dessen Wiedergabe immer etwas Unruhevolles mitschwingt. Empfindsames Gefühl breiten sie im dritten, düstere Feierlichkeit (Bläserchoral!) im vierten Satz aus. Lustvoll, federnd im festlichen Glanz endet unter nachfolgendem Jubel die Rheinfahrt.

Peter Buske

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