Kultur: Deutscher Soul im Doppelpack
Rolf Stahlhofen und Dirk Zöllner im Waldschloss
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Rolf Stahlhofen und Dirk Zöllner im Waldschloss Rolf Stahlhofen erwartet man eher vor als auf der Bühne. Einer dieser netten aber bestimmten Herren an der Tür. Mächtig im Körperbau, kahl der Schädel, mit einer stillen Präsenz, die sagt: Benimm dich, sonst fliegst du! Hat Stahlhofen alles durch. Türsteher, Boxen schleppen, Nächte auf der Autobahn. Die klassische Schule also, die einer durchläuft, der von Musik derart begeistert, hoffnungslos infiziert ist und alles daran setzt, irgendwann selbst auf der Bühne zu stehen. Stahlhofen ist seinen Weg gegangen. Die Leute lässt er dabei immer noch fliegen. War es aber in seiner früheren Türsteherzeit eher die ruppige Methode, hat er sich jetzt für die sanfte und weitaus wirksamere entschieden. Stahlhofen ist Soulfanatiker und, auch wenn er es am Samstag im rappelvollen Waldschloss bestritt, ein regelrechter Soulprediger. Der langjährige Kopf der Formation Söhne Mannheims und Sänger neben Xavier Naidoo zelebrierte seinen Soul, wie es nur ein Infizierter tun kann. Der Kerl hat Stimme und eine Liveband, der jedes Konzert zur ausufernden Jamsession wird. Auf seinem Debütalbum „Zeit was zu ändern“ hat er 14 Kraftpakete versammelt, die aber erst live ihre wahre Wirkung entfalten. Mit Liedern wie „Licht“, „Zeit was zu ändern“ oder „Lüge“ hatte Stahlhofen das Publikum schnell im Griff. Und wenn seine Text auch etwas zu pathetisch daher kommen, den Leuten gefiel es. Das wird vor allem auch an der Schwertsarbeit der Band gelegen haben. Die macht derart Druck, dass es selbst den mächtigen Stahlhofen auf der Bühne kaum ruhig hielt. Clemens Hegers Bass ein unnachgiebiger Groove, Stefan Ullmanns Gitarre auf ausgelassenen Solopfaden und Volker „The Wolfman“ Kuschner, der Januskopf dieser Band. Auf der Bühne brav hinter seiner Hammondorgel, ein gelassener Hexer vor den Tasten. Vor dem Konzert auf dem Weg zur Bühne derart laut und oft rülpsend, dass darob so mancher pubertäre Jungspund vor Neid erblasst wäre. Doch Rolf Stahlhofen war nur ein Teil dieses Programms. Deutschen Soul gab es im Doppelpack. Fast schon frenetisch, wie Dirk Zöllner begrüßt wurde, als der endlich auf die Bühne trat. Einige Lieder aus den vergangenen Tagen seiner erfolgreichen Band Die Zöllner und neues Material seines, voraussichtlich im Mai erscheinenden Albums „Wo ist der Hund?“ gab er hier in klassischem Soulrock zu Gehör. Dann waren Dirk Zöllner und Rolf Stahlhofen wieder zusammen aktiv. Als man die beiden singen hörte, da war klar, warum sie bei ihrem ersten Treffen im Sommer 2003 sofort wussten, dass sie auf einer Wellenlänge klingen. Stahlhofens erdiges Soulorgan und Zöllners biegsames Rockgekehle, das passte wie der Deckel auf den Eimer. Und wenn auch nicht jeder in dieser Soulmesse erweckt oder gar bekehrt wurde, von dieser Musik wurde man getragen. Für manchen fast so schön wie fliegen. Dirk Becker
Dirk Becker
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