Kultur: Die Bilder sollen die Musik erheben
Regisseur Frank Schleinstein zur morgigen Premiere von „Venus und Adonis“ im Schlosstheater
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Das Potsdamer Opernensemble „I Confidenti“ bereitet mit dem Ensemble Sans Souci Berlin die morgige Premiere der Serenata „Venus und Adonis“ (I giardino d“amore) des italienischen Barockkomponisten Alessandro Scarlatti im Schlosstheater vor. Dazu sprachen wir mit Regisseur Frank Schleinstein.
Was war Ihr erster Eindruck von „Il giardino damore“?
Als Erstes habe ich „Venus und Adonis“von Shakespeare gelesen und war tief beeindruckt von diesem, wie ich finde, hochdramatischen Text. Im Gegensatz dazu hatte ich anfangs beim Hören der Musik von Scarlatti den Eindruck, dass sie schön und schillernd, aber viel zu lang ist und überhaupt nicht dramatisch.
Gibt es so etwas wie eine Leitidee, die Ihrer Inszenierung zu Grunde liegt?
Ja. Alles wird von Venus ausgehend erzählt. Die Grundsituation ist eine surrealistische Handlung, ein Traum von Venus, die sich Adonis an ihre Seite träumt. Es gibt nur diese eine Situation, die wie in einem kubistischen Flug umschwebt wird. Die Idee ist vergleichbar mit einem schillernden Spiegel, der dieselbe Sache von verschiedenen Seiten beleuchtet. Der Idee des Traumes entsprechen auch die Kostüme, die nicht der zeitgemäßen Mode folgen, sondern erträumt sind.
Welche Rolle spielt für Sie die Musik?
Wichtig ist mir, die Musik nicht zu zerstören. Die Musik ist wie eine Kugel, die alles umschließt, eben auch die Bilder. Die Bilder sollen deshalb die Musik erheben und nicht in den Hintergrund rücken.
Was reizt Sie am Medium Oper?
Früher hat mich Oper überhaupt nicht interessiert, bis ich Ruth Berghaus und ihre Art zu inszenieren kennen lernte. Wenn man eine Oper oder ein Musikstück nicht als reale Handlung sieht und sich bewusst macht, dass es ein Wechselspiel zwischen Musik und seelischen Zuständen ist, dann ist es nicht mehr ganz so problematisch, dass die Figuren noch zehn Minuten singen, obwohl sie gerade gestorben sind. In dieser Hinsicht interessiert mich an Oper ihre Nähe zum Traum. Außerdem ist in der Oper etwas erhalten geblieben, was dem Film leider abhanden gekommen ist: das sind die nicht linearen Erzählstrukturen. Die subjektive Wirkung von Opern ist anders als im Theater, wo ich mich häufig nur als Beobachter fühle und mich teilweise daran störe, dass sich die Figuren ständig anbrüllen. Oper schafft es, bedingt durch die Musik, mir ein erhebendes Gefühl zu vermitteln.
Ihr Metier ist ja der Film, welche Aufgabe hat er innerhalb Ihrer Inszenierung?
Das Medium Film habe ich eingesetzt als eine Art Requisite in der Form eines Dokumentarfilms. Er soll etwas dokumentieren, was eigentlich nicht dokumentierbar zu seien scheint, nämlich die Seelenzustände, genauer gesagt eine Sekunde eines seelischen Zustandes. Somit wirkt der Film als Verstärkung für die Idee des kubistischen Fluges, die für meine Inszenierung entscheidend ist. Für mich ist bei der Verbindung von Film und Musik nicht so sehr der Rhythmus oder die Melodie entscheidend, sondern wie sich die Seele der Musik mit dem Film verbinden lässt.
Welche Kriterien spielten bei der Besetzung der Figuren eine Rolle?
Bei den Sängern war natürlich ihre musikalische Kompetenz ausschlaggebend. Aber auch ihre äußere Erscheinung: Die Venus sollte schon sehr fraulich wirken und Adonis möglichst männlich. Für die Rolle des Amor wollte ich unbedingt einen Tänzer haben, denn bei ihm ist die körperliche Präsenz wichtig für meine Inszenierung. Einerseits wollte ich eine Ambivalenz erzeugen, denn der Tänzer tanzt nicht wirklich und andererseits brauchte ich das Reale seines Körpers, deshalb trägt er kein Kostüm und tritt mit freiem Oberkörper auf. Außerdem sollte er sehr jung aussehen.
Das Gespräch führte Mariana Spranger.
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