Kultur: Die Durchstarter
Mit Major Tom And The Crash Pilots kommt in Sachen Rock’n’Roll einiges auf Potsdam zu
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Mit Major Tom And The Crash Pilots kommt in Sachen Rock’n’Roll einiges auf Potsdam zu Von Dirk Becker Es klingt nach der ausgeklügelten Verkaufsstrategie eines cleveren Management: Vier junge Männer aus Potsdam mit Hang zur härteren Musik finden sich und zusammen gleich den richtigen Ton. Nach nur sieben Tagen als kompletter Viererpack stehen sie auf der Bühne. Kurze Zeit später folgt eine ausgiebige Studiosession für eine CD mit fünf Liedern. Weitere Auftritte, die Radiopremiere ihres Songs „Messin’ Round" und die Prophezeiung, im nächsten Jahr mit Doppel-Platin gesegnet zu werden. Der Haken bei Major Tom And The Crash Pilots ist nur, sie können sich keinen Manager leisten, der sich solche schönen Geschichten ausdenkt. Wer mit Thomas, genannt Tom, Christoph, Maik und Michael ins Gespräch kommt, der wird diese leichte Ungläubigkeit bei ihnen spüren, wenn sie von den vergangenen Monaten sprechen. Anfang des Jahres liefen sich die beiden Gitarristen Thomas Magerl und Christoph Schwarz über den Weg. Sie erinnerten sich an ihre gemeinsamen Anfänge auf den sechs Saiten, vor Jahren draußen am Friedensteich. „Irgendwann, als wir der Meinung waren, beim Zuhören bluten einem nicht gleich die Ohren, haben wir uns unter die Leute getraut", erzählt Christoph. Die erste gemeinsame Band Sky`s crying, Ende der 90er gegründet, hielt nicht lange, Tom und Christoph gingen getrennte musikalische Wege. Doch die gemeinsame Zeit blieb im Hinterkopf und als sie sich wieder trafen war schnell klar, dass sie nur zusammen ihrer Vorstellung von Musik am nächsten kommen würden. Sie probierten einiges, bis sich Schlagzeuger Maik Zehnsdorf vorstellte. Die berühmt-berüchtigte Chemie die stimmen muss, hier schien sie vorhanden. Fehlte nur noch ein entsprechender Bassist der, so Tom, in Potsdam nur schwer zu finden sei. Mit Michael Grützmann, als 22-Jähriger das Nesthäkchen der Band, war das fehlende, letzte Glied Anfang Juli gefunden. Und dann ging es los. Dass es mit den Crash Pilots gut lief, hat die Vier, die schon einschlägige Erfahrungen in anderen Bands gesammelt haben, weniger überrascht. Überrascht hat nur die Geschwindigkeit, mit der sich durchstarteten, „Wie ne Rakete", versucht Christoph zu erklären, während er in Gedanken die Zeit Revue passieren lässt. Einem Aufruf des Stadtmagazins Events folgend, das Lieder von jungen Potsdamer Bands für einen Sampler suchte, mieteten sie sich im Studio von „Aki“ Lehmann in Bergholz-Rehbrücke ein, der die Vier noch heute unterstützt. Aus der geplanten kurzen Session wurden knapp drei Wochen. Tage, die sie nicht nur finanziell schlauchten. Nach der Arbeit wurde geprobt und aufgenommen bis in die frühen Morgenstunden. Dann ging es mit kleinen Augen und müden Schritten wieder an den Broterwerb. In den Nächten im Studio floss das Bier, flogen auch mal die Fäuste, die ganze Palette des farbenfrohen Rock’n’Rolls. „In dieser Zeit sind wir uns menschlich verdammt nah gekommen", blickt Tom zurück. Musikalisch dagegen drifteten sie in viele Richtungen. „Muss kein Fehler sein", so Tom. Was er damit meint, hört man am besten auf ihrer CD. „Anyway“, durch den der Blues knistert. „Messin’ Round“, ein wunderbarer Swing, der in Anlehnung an Robbie Williams Album „Swing When You’re Winning“ entstand. Dazu die Soulnummer „Going Home“ und ein Rolling-Stones-Cover „Out Of Control“. Über allem der leicht nölige Gesang von Tom, der diesem Stilmix die persönliche Not gibt. Eigentlich als Demo–CD für Veranstalter gedacht, haben die Bruchpiloten schon über 60 Exemplare verkauft. Grund genug die Coverversion langsam durch weitere eigene Stücke abzulösen. Im Januar wollen sie wieder ins Studio gehen, um den ersten Longplayer aufzunehmen, im Frühsommer 2005 soll die erste kleine Tour folgen. Dazwischen liegen zahlreiche Auftritte, u. a. am 20. November im Waldschloss. Das Tempo hält weiterhin bei Major Tom And The Crash Pilots an. Doch was den prognostizierten Ruhm angeht, bleiben die Vier gelassen. „Mal sehen was kommt“, erklärt Tom trocken. www.major-tom-and-the-crash-pilots.de
Dirk Becker
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