Kultur: Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt
Rund 50 Millionen Euro hat die Sanierung der Schiffbauergasse gekostet. Kultur gibt sich geballt an diesem Ort.
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Rund 50 Millionen Euro hat die Sanierung der Schiffbauergasse gekostet. Kultur gibt sich geballt an diesem Ort. Doch trotz der schönen Fassaden, Potsdams Vorzeigekulturstandort steht seit Jahren in der Kritik. Zu wenig Geld für die Inhalte, zu wenig Leben in der Schiffbauergasse. Manche reden sogar davon, dass der Standort totsaniert wurde. Alles übertrieben oder doch leider wahr? In den PNN vom 1. August haben vier Redakteure unter der Überschrift „Noch Leben in der Gasse?“ ihre Sicht zur Lage in der Schiffbauergasse dargestellt. Nun wollen wir in den kommenden Wochen nicht nur Künstler unter dem Motto „Was wünsche ich der Schiffbauergasse“ zu Wort kommen lassen. Auch PNN-Leser sollen sich an der Diskussion unter www.pnn.de oder an leserpost@pnn.de beteiligen.
Heute: Katja Dietrich-Kröck
Der Schiffbauergasse ist zunächst zu wünschen, dass das ewige Gejammer über Totsanierung und die guten alten, ach so wilden Zeiten endlich in eine konstruktive Debatte umschlägt, die im Jetzt ansetzt, in die Zukunft gerichtet ist und sich mit künstlerischen Inhalten auseinandersetzt.
Die „Idee Schiffbauergasse“ ist, trotz zweifellos vorhandener Defizite, noch immer reizvoll und birgt großes Potential, sie muss nur in allen Konsequenzen zu Ende gedacht und gelebt werden (dürfen). Das politische Bekenntnis zum Kulturstandort war ein wichtiges Signal, darf aber nicht in der Annahme enden, mit der Sanierung des Geländes sei alles getan. Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst.
Um sie zu bewältigen, brauchen wir eine flexible, unbürokratische und gern auch mal quer denkende Verwaltung, die daran interessiert ist, die anstehenden Aufgaben mit uns gemeinsam anzugehen. Hier gibt es gute Ansätze, die weiter entwickelt werden müssen, da sie leider oft genug an ungeklärten Kompetenzen und der Angst vor klaren Entscheidungen scheitern.
Die Sanierung der Gebäude hat uns wesentlich bessere Arbeitsbedingungen geschaffen, die es auch ermöglichen, ein neues und breiteres Publikum zu erreichen. Für die dringend notwendige Verbesserung der Atmosphäre auf dem Gelände benötigen wir keine weiteren seitenlangen Konzepte, sondern konkrete Maßnahmen. Waschhaus und fabrik sind mit ihren neu gestalteten Freiflächen den ersten Schritt gegangen. Was nun folgen muss, sind Beleuchtung, Bäume und Bänke für das gesamte Areal. (Eine Baumschule hat im Übrigen bereits angeboten, uns einen großen Baum für den Schirrhof zu schenken.)
Das eigentliche Gesicht der Schiffbauergasse wird von der inhaltlichen Qualität der Angebote der einzelnen Häuser bestimmt bleiben. An Vielfalt besteht kein Mangel. Allein die Herbstmonate versprechen über 400 Veranstaltungen, die unter anderem Festivals wie „Unidram“, „Herbstleuchten“ oder „Orient+Okzident“, Premierenwochen am Theater, die Brandenburgische Literaturnacht, Ausstellungseröffnungen, Konzerte und zahlreiche Lesungen mit unterschiedlichsten Autoren von Max Goldt bis Martin Sonneborn umfassen.
Wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen und uns Freiräume sowie etwas Zeit gewährt werden, wird sich zeigen, dass die Entwicklung der Schiffbauergasse keine Fehlinvestition war.
Katja Dietrich-Kröck ist Projektleiterin der Bereiche Bildende Kunst, Film und Literatur im Waschhaus Potsdam
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