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Braucht keine Tänzer. Der französische Choreograf Mickaël Phelippeau.

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Kultur: Die „fabrik“ lässt wieder tanzen Mickaël Phelippeau und Kat Valastur in Residenz

Die zwei Choreografen sorgten schon bei den Tanztagen für Furore, jetzt kommen sie zurück in die „fabrik“, um an neuen Stücken zu arbeiten. In einer sogenannten Residenz werden Kat Válastur und Mickaël Phelippeau dort in den kommenden Wochen proben.

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Die zwei Choreografen sorgten schon bei den Tanztagen für Furore, jetzt kommen sie zurück in die „fabrik“, um an neuen Stücken zu arbeiten. In einer sogenannten Residenz werden Kat Válastur und Mickaël Phelippeau dort in den kommenden Wochen proben. Phelippeau will seine Werkreihe „bi-portrait“ fortsetzen, für die er nicht immer mit Tänzern arbeitet – sondern einfach mit Menschen, die ihn faszinieren. So studierte er etwa einmal ein Duett mit einem Priester ein. In diesem Fall aber heißt sein Gegenüber Lola Rubio und ist tatsächlich Tänzerin. Das getanzte Porträt soll ihre vielen Identitäten aufblättern: Lola, die Tänzerin, Lola, die Spanierin, die in Berlin lebt, Lola, die sich fremd im eigenen Zuhause fühlt, Lola, die ihren dreijährigen Sohn alleine erzieht. Phelippeau stellt aber auch die Frage, wie es sich so lebt mit einem Namen, der mehr Mythos verheißt als ein unkompliziertes Leben.Wer Phelippeaus Stück „Pour Ethan“ bei den Potsdamer Tanztagen gesehen hat, der weiß, was dieser stille, schmächtige Mann aus seinen Tänzern herauskitzeln kann. Ethan, ein 15-Jähriger aus der Bretagne, will gar kein Tänzer, sondern einfach nur erwachsen werden, trotzdem bestritt er über 60 Minuten allein auf der Bühne.

Auch Kat Válastur hatte damals ihre vier Tänzer auf eine einsame Reise geschickt – eine zeitgenössische Odyssee. „Oh! Deep Sea-Corpus III“ hieß das Stück, das die griechische Choreografin bei den Tanztagen vorstellte. Quälend langsam hatten sich die Tänzer darin bewegt, 60 Minuten lang wie Espenlaub im Stroboskop-Licht gezittert, ohne wirklich miteinander in Kontakt zu kommen. Stattdessen folgten sie ritualisierten Bewegungsabläufen. „Ah! Oh! A Contemporary Ritual“ heißt ihre neue Arbeit, die sie in der „fabrik“ proben will. Auch hier wird es um die Bedeutung von Gemeinschaft, von Zugehörigkeit in einer von Individualität geprägten Gesellschaft gehen. Ihre sieben Tänzer werden der Frage anhand traditioneller Kreis- und Reigentänze nachgehen – und auch hier wird der Schmerz eine Rolle spielen: „Was ist einer Wunde und einer Farbe, einer Muschel und dem Loch eines Pistolenschusse in einem Kissen gemein?“, fragt sie.

Die „fabrik“ stemmt das Residenz-Programm zusammen mit dem französischen „Bureau du Théâtre et de la Danse“, étape danse heißt das Projekt, das die Künstler auch dem Publikum in anderen Ländern bekannter machen soll. alm

Zu sehen sind beide Stücke am Fraitag, dem 29. August um 11.30 Uhr in der fabrik, Schiffbauergasse. Der Eintritt ist frei

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