Kultur: Die Fratze des Krieges und die Segnung des Friedens Schorlemmer schrieb Texte für Oratoriums-Aufführung
Ein Musikerlebnis besonderer Art veranstaltet am 17. November Prof.
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Ein Musikerlebnis besonderer Art veranstaltet am 17. November Prof. Kristian Commichau vom Institut für Musik und Musikpädagogik der Universität Potsdam mit Chor und Orchester. Das Oratorium „In Terra Pax" des Schweizer Komponisten Frank Martin (1890-1974) gelangt im Potsdamer Nikolaisaal zur Aufführung. In diesem Werk wird das Thema Frieden aufgegriffen. Der Wittenberger Theologe und Pazifist Friedrich Schorlemmer schrieb dazu neue ergänzende Texte, die er in vier Teilen im Konzert vortragen wird. Dazu kamen wir mit dem Theologen ins Gespräch. Frank Martin verfasste dieses Werk 1944, noch mitten im Krieg. Ja, aber in sehnlicher Erwartung auf den Frieden. Er war beauftragt worden, ein Werk zu komponieren, das am Tag des Waffenstillstandes im Radio gesendet werden sollte. Am 7. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation, wurde „In Terra Pax" in Genf uraufgeführt und läutete so den Frieden ein, nachdem sechs Jahre lang Krieg in Europa und der Welt gewütet hatte. Wie spiegelt sich dies in dem Werk wider? Es ist eine sehr ernste Musik, die unter dem Eindruck der Zerstörung und der apokalyptischen Bedrohung stand. Aber sie ist auch von großer hoffnungsfroher Lichte durchzogen. Ein Oratorium greift Texte aus der Bibel auf. Was taten Sie hinzu? Ich habe einzelne Texte aufgenommen und interpretiert, es ist eine Meditation zum Thema Krieg und Frieden in der heutigen Zeit. Welche Chance hat der Frieden angesichts täglicher Gewalt und Gegengewalt? Der Frieden hat nur dann eine Stimme, wenn viele ihm eine geben. Und um den Frieden anzumahnen, ist es wichtig, die Erinnerung wach zu halten, was Krieg bedeutet. Mit dem Frieden darf nicht gespielt werden. Wir müssen die Schrecken im Bewusstsein haben, um zu wissen, was bewahrenswert ist. Deshalb möchte ich auch in meinen Texten die Fratze des Krieges ebenso zeigen wie die Segnung des Friedens. Wen prangern Sie an? Es werden Gedanken sein aus dem alten Europa gegen die Rambo-Politik des Herrn Rumsfeld, gegen die zynische Haltung Putins oder gegen den Oberverbrecher Berlusconi, der eine neue Form der Gewalt verbreitet. Denn ist die Demokratie in Gefahr, ist es auch um den Frieden schlecht bestellt. Am alten Europa ist neu, dass es sich erinnert an die Vergangenheit und daraus seine Politik ableitet: eine internationale Sicherheitspolitik. Nur sie nährt eine universale Hoffnung auf Frieden. Das Gespräch führte Heidi Jäger.
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