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Kultur: Die ganze Welt in neun Koffern
T-Werk bringt „Die drei Räuber“ auf die Bühne
Stand:
Mit einem Koffer als Gepäck lässt sich die ganze Welt bereisen. Doch aus neun Koffern lässt sich auch eine neue Welt erschaffen. Zumindest mit einer großen Portion Fantasie. Und darauf, dass Kinder auch heute noch genügend davon besitzen, um sich in eine Geschichte ziehen zu lassen, baut Kristina Feix. Die Figurenschauspielerin hat zusammen mit dem Potsdamer Theater T-Werk „Die drei Räuber“ für Kinder ab vier Jahren inszeniert – am kommenden Sonntag ist Premiere.
„Heute ist das ganz ursprüngliche Spiel mit den Dingen sehr selten geworden“, sagt Christian-Otto Hille, der mit Kristina Feix den drei Räubern auf der Bühne Leben einhauchen wird. Alles in den Köpfen der Kinder sei schon besetzt mit Bedeutungen und fertig in seiner Form. Doch genau an diesem Punkt setzt Kristina Feix mit ihrem Figurentheater an: „Über die Dinge kommt man zu seiner Geschichte“, sagt sie. Und vor allem auch in die Geschichte hinein. Hinein in den dunklen Wald, in den sich die kleine Tiffany im Stück „Die drei Räuber“ begibt. In einen Wald, von dem jeder weiß, wie gefährlich er ist, in dem es nur so vor Räubern wimmelt, die Reisende ausrauben. Trotzdem begibt sich Tiffany auf die Reise zu ihrer Tante auf der anderen Seite des Waldes – und es kommt, wie es kommen muss: Auch das kleine Mädchen wird von den Räubern entführt, schon bald aber entwickelt sich aus diesem Unglück eine spannende Begegnung, die nicht nur Tiffany auf andere Fährten lenkt, sondern auch für die Räuber den Beginn einer seltsamen Freundschaft bedeutet.
Auf der Grundlage des gleichnamigen Kinderbuchklassikers von Tomi Ungerer entwickelte Kristina Feix das Stück gemeinsam mit Jens-Uwe Sprengel und Heide Schollähn (Bühnenbild und Kostüm). Nach „Murmels Reise“ ist dies nun ihr zweites gemeinsames Projekt mit dem T-Werk. Diesmal wurde mit dem Musiker und Theaterpädagogen Christian-Otto Hille auch ein weiterer Schauspieler mit ins Boot geholt. „Das eigentliche Spiel entsteht zwischen Kristina Feix und Christian-Otto Hille auf der Bühne aus dem Bedürfnis heraus, mit den Dingen zu spielen“, sagt Sprengel, der diesmal Regie führte. Doch für Kristina Feix sind die Objekte keine Requisite. Sie sind Mitspieler. Manchmal ganz schön zickige Mitspieler, so Hille. In Form von neun Koffern sind diese Mitspieler gleichzeitig einfach und tückisch. Sie stehen einerseits für das Besitzdenken, das in dem Stück um den Räuberschatz eine wichtige Rolle spielt, andererseits für das Reisen, die Reise von Tiffany und die Reise, auf welche die Zuschauer mitgenommen werden sollen.
Die von Hille komponierte Musik soll das Stück nicht unterstreichen, sondern es geradezu tragen. Die Verbindung aller dramaturgischen Elemente, dem Schauspiel, dem Spiel mit den Objekten und der Musik, stellte Regie und Schauspieler vor eine besondere Herausforderung. Denn gerade im Kinderfigurentheater müssen die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildern passen. „Solange die einzelnen Situationen ganz klar sind und eine einfache Sprache haben, gehen die Kinder trotzdem mit, wenn es Brüche gibt“, so Sprengel. Mit ihrer Arbeit wollen Jens-Uwe Sprengel und Kristina Feix bei den Kindern etwas auslösen und ihnen Anregungen geben. Und in einem Stück wie „Die drei Räuber“, in dem es vor allem um Neugierde und Anderssein geht, steckt viel Potenzial für Kinder, weiterzudenken. „Wenn wir es am Ende geschafft haben, dass sich ein Kind einen Kochlöffel schnappt und ihn in etwas anderes verwandelt, haben wir mit dem Stück schon etwas erreicht“, sagt Hille. Und manchmal ist dazu nicht viel mehr nötig als ein paar alte Koffer und ein bisschen Fantasie. Chantal Willers
Premiere von „Die drei Räuber“ am Sonntag, dem 9. März, 16 Uhr, im T-Werk in der Schiffbauergasse. Wieder am 10. und 11. März, jeweils 10 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 7, für Kinder 5, in der Gruppe 3 Euro
Chantal Willers
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