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Kultur: Die gestrandeten Royals

Theater Zaba spielt „God saved the Queen“

Stand:

Theater Zaba spielt „God saved the Queen“ Seichtes Meeresrauschen. Palmen wiegen sich im Wind. Wie bestellt, kreist eine Möwe über der (noch) ruhig dahindösenden Szenerie. Plötzlich: Sturmböen lassen die tropischen Baumstämme beängstigend im Wind knicken, Donner erschüttert das Mark, Funksprüche aus der Ferne: „SOS!“, „We''re sinking!“. Wenig später krabbeln eine Hand voll erschöpfter Männer und Frauen auf die vermeintlich rettende Insel. Das Theater Zaba verwandelte für das Stück „God saved the Queen“ die Freundschaftsinsel für zwei Abende in ein Pirateneiland. Dort sorgt das skurrile Zusammentreffen der gestrandeten englischen Königin samt Gefolge mit einer multikulturellen Piratentruppe für lachmuskelanregende Unterhaltung. Mit einem einfallsreichen Bühnenbild, kreativen Kostümen und akustischen Einspielern wird ein gelungener Rahmen für die witzige Story geschaffen. In diplomatischer Voraussicht besticht „Queen“ Mildret Abigail Rose die Piraten kurz nach ihrer unfreiwilligen Ankunft, um die Insel schnellstmöglich mit deren Schiff verlassen zu können. Schnell wird klar, dass die Seeräuber weder annähernd so blutrünstig sind, wie sie vorgeben zu sein, noch ein Schiff besitzen. In einem Gelage werden sprachliche Differenzen vergessen gemacht und die beiden Parteien kommen sich bei Rum, Tanz und Gesang näher. Der Verlauf der Geschichte spart nicht an grotesken Szenen: die Hofdame Britanny muss Kartoffeln schälen, der verruchte Pirat Fossy bringt sympathisch-dilettantisch Shakespeare-Zitate zum Besten und ein Känguru wird von zwei Artgenossen in alter Pausenhof-Manier um seine Gemüse-Beute gebracht. Die Queen schafft es indes immer wieder, Konflikte mit einem trällerndem „Tea-Time!“ stilecht aus der Inselwelt zu räumen. Spontan wird der Bühnenraum stellenweise erweitert, um den Zuschauer ganz in das Geschehen eintauchen zu lassen. Vom Piratenleben scheinbar sofort infiziert, bietet sich ein kleiner Seeräuber aus dem Publikum spontan als Statist an, wird aber von der Mutter schnell wieder aus seiner jungen Schauspielerlaufbahn gerissen. Die Jung-Darsteller agieren frisch und lebendig auf der Inselbühne und auch die Grölenden am anderen Havelufer können die Jugendlichen nicht aus der Fassung und Textsicherheit bringen. Diese Kulturverdrossenen werden dann auch übertönt, vom Applaus des glänzend unterhaltenden Publikums. Unter „Androhung von Waffengewalt“ wandern als Dank zahlreiche Spenden in den Piratenhut. Die junge Schauspieltruppe vom Theater Zaba, geleitet von Ulrike Schlue, hat sich in den acht Jahren seit ihrer Gründung zu einer kreativen Ideenwerkstatt gemausert. „Man merkt den Spielern einfach ihre Freude am Theater spielen an. Das wirkt sich natürlich positiv auf das Stück aus.", ist Schlue nach der Aufführung sichtlich stolz auf ihre Truppe. „Sie haben Spaß am kreativen Erfinden. Es ist keine Routine.“ Im August geht das Theater Zaba mit ihrem Stück „God saved the Queen“ auf Tour durch Polen. Christoph Henkel

Christoph Henkel

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