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Prophetischer Streifen. Jim Rakete diskutierte mit Knut Elstermann im Filmmuseum über Woody Allans „Manhattan“.

© Manfred Thomas

Jim Rakete stellt seinen Lieblingsfilm vor: Die hohe Schule der Reduktion

Starfotograf Jim Rakete präsentierte in der Reihe „Cinéma privé“ Woody Allens „Manhattan“.

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New Yorks Wolkenkratzertürme aus der Vogelperspektive, Häuserschluchten, in die die Kamera eintaucht, ein Feuerwerk vor grandiosem Panorama. Alles in Schwarz-Weiß und hinterlegt mit Musik aus Gershwins „Rhapsody in Blue“ – so beginnt Woody Allens 1979 gedrehter Film „Manhattan“, seine Hommage an New York. Der Regisseur spielt seine Hauptfigur, einen Gagschreiber, selbst. Er und alle anderen Figuren des Films gehören jener intellektuellen New Yorker Schicht an, die in Cafés ständig über Kunst redet, aber den wirklich existenziellen Fragen ausweicht.

Auch Starfotograf Jim Rakete hat eine Zeit lang in New York gelebt. Und noch immer schimmert die Liebe zu der Stadt, die er damals erlebte, durch jeden Satz, wenn er im ausverkauften Kinosaal des Filmmuseums mit Moderator Knut Elstermann darüber redet, dass „Manhattan“ ein bedeutsamer Film für unsere Zeit ist. Monatlich präsentieren Prominente in der Reihe „Cinéma privé“ ihren Wunschfilm – und diskutieren ihn mit radioeins-Filmexperte Knut Elstermann.

Die Wahl des Starfotografen Jim Rakete fiel auf „Manhattan“. Ob das schwarzweiße Format, von Rakete „segnend“ genannt, auf eine künstlerische Verwandtschaft zwischen dem Film und seinen eigenen berühmten schwarzweißen Porträts, die – von Mick Jagger über David Bowie und Nina Hagen bis hin zu Herbert Grönemeyer – zu Ikonen wurden verweisen, will der Moderator wissen. „Ja“, antwortet Rakete, „es gibt eine hohe Schule in der Fotografie und im Film, das ist die Reduktion.“

Mit einem mit vielen Insider-Geschichten über die Zusammenarbeit zwischen Woody Allen und seinem Kameramann Gordon Willis ausgeschmückten Ausflug in die Entstehungsgeschichte des Films bis zur genauen Erklärung der außergewöhnlichen Bildsprache gibt der Fotograf seinem faszinierten Publikum eine kenntnis- und detailreiche Einführung. Darin, dass jeder Film eine Momentaufnahme ist, sind sich Knut Elstermann und Jim Rakete ebenso einig wie in ihrer Vorliebe für die – weniger konventionellen – frühen Filme Woody Allens.

Was „Manhattan“ angeht, resümiert Jim Rakete: „Wir sind eigentlich seit einigen Jahren genau da angekommen. Wir sitzen in den Cafés und reden auch Blech über Kunst.“ Auf die wirklichen Fragen hätten wir keine Antwort. „Das ist wie in ‚Manhattan‘, deshalb finde ich den Film eigentlich prophetisch.“ 

Susanne Klappenbach

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