zum Hauptinhalt

Kultur: Die Innenstadt sollte ein „Nördliches Arkadien“ werden

In der Ausstellung des Potsdam–Museums „Königliche Visionen“: Italienische Piazza Friedrichs des Großen in Potsdam

Stand:

In der Ausstellung des Potsdam–Museums „Königliche Visionen“: Italienische Piazza Friedrichs des Großen in Potsdam Das Potsdam-Museum veranstaltet gegenwärtig im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall (Neuer Markt) die Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam, eine Stadt in der Mitte Europas“. Dazu veröffentlichen wir eine Folge von Beiträgen, die herausragende Exponate beschreiben. Heute: Italienische Piazza Friedrichs II. Nicht nur Schlösser wie Sanssouci oder das Neue Palais hinterließ Friedrich der Große der Nachwelt, auch ganze Straßenzüge der Innenstadt Potsdams tragen seine Handschrift. Wer mit offenen Augen durch Potsdams Mitte schreitet, wird hinter den zahlreichen Barockfassaden ein Gesamtkonzept erahnen. Um den Blick hierfür zu schärfen, sind auch die Mitarbeiter des Potsdam-Museums angetreten und widmeten einen großen Teil der Ausstellungsfläche der „Königlichen Visionen“, der architektonischen Neugestaltung Potsdams unter Friedrich II. Eine klassische Ästhetik setzte der „Philosoph von Sanssouci“ dem nüchternen Pragmatismus seines Vaters entgegen, in dessen Regierungszeit Potsdam noch um das Zehnfache gewachsen war. Mit solch astronomischen Zuwachsraten auf dem Immobilienmarkt konnte Friedrich nicht aufwarten. Er verlegte sich auf die optische Wirkung der bestehenden Bausubstanz: Die Fachwerkfassaden wurden verputzt, die Dächer zierten Putten und antikisierender Figurenschmuck. Um prachtvolle Neubauten ergänzt, wollte der König die Innenstadt zu einem Gesamtkunstwerk erheben: zu einem „Nördlichen Arkadien“. Die Herkunft dieses Italienmotivs in den Straßen von Potsdam ist schnell erklärt. Friedrichs Vorliebe für die antike Kultur machte nämlich selbst vor der zeitgenössischen römischen Architektur nicht halt. In der Ewigen Stadt verband sich spielerisch Antike mit der „Moderne“ (d.h. mit Renaissance und Barock). Als „Weiterbildungsmaßnahme“ entsandte Friedrich seinen „Star-Architekten“ Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff nach Rom, damit dank seines Genius Potsdam zur italienischsten Stadt nördlich der Alpen werden konnte. Carl von Gontard vollendete diese Vision. Als Vorlagen dienten ihm die Veduten des Piranesi, eine Sammlung von Stadtansichten, die neben der Accademia di Francia auf 137 Blättern Stiche römischer Gebäuden zeigt. Gontard nahm die Accademia zum Vorbild für den Umbau eines „Palazzo“ auf dem Bassinplatz, dem Haus Charlottenstraße 54. Ihm gegenüber fügt sich die von Friedrich als Pantheon konzipierte Französische Kirche harmonisch in das antik-moderne Straßenbild ein. In der Ausstellung kann sich der Besucher auf ein Ratespiel einlassen: Original und „Fälschung“. Welches der ausgestellten Kupferstiche zeigt eine italienische Stadtansicht und welche das „römische“ Potsdam? Bei manchen Bildern lässt es sich nur an der Kleidung der Leute im Bildvordergrund ausmachen.Silke Kamp „Königliche Visionen. Potsdam eine Stadt in der Mitte Europas“, Ausstellung des Potsdam-Museums im Kutschstall am Neuen Markt bis 28. März, Di-So, 10-18 Uhr, Mi bis 20 Uhr. 24. 2., 18 Uhr Vortrag: Die Textilstadt Potsdam im 18. Jahrhundert.

Silke Kamp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })