Tagung über die Zukunft in der Science-Fiction: Die kommenden Dinge
Eigentlich haben die Frauen das Weltall schon sehr früh erobert. Lange bevor die sowjetische Kosmonautin Walentina Wladimirowna Tereschkowa 1963 zu ihrer fast drei Tage dauernden Erdumrundung startete, hatte Fritz Lang seinen Film „Frau im Mond“ geschaffen.
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Eigentlich haben die Frauen das Weltall schon sehr früh erobert. Lange bevor die sowjetische Kosmonautin Walentina Wladimirowna Tereschkowa 1963 zu ihrer fast drei Tage dauernden Erdumrundung startete, hatte Fritz Lang seinen Film „Frau im Mond“ geschaffen. Der Stummfilm aus dem Jahre 1928 zeige eine große Begeisterung für die Weltraumfahrt, bemerkt Kristina Jaspers von der Deutschen Kinematik, Museum für Film und Fernsehen. Ihre Ausstellung „Frauen im Weltall“ ist gegenwärtig im Einstein Forum in Potsdam zu sehen. Den kommenden Dingen, wie sie sich Science-Fiction-Autoren vorstellen, hat sich eine Tagung des Einstein Forums zusammen mit der Deutschen Kinemathek gewidmet.
„Das sind zwei ganz unterschiedliche Universen“ sagt der Filmwissenschaftler Andreas Rauscher bei seinem Vergleich der reanimierten Star Wars Serie mit der Langzeit-Fernsehexpedition ins All, Raumschiff Enterprise/Star Trek. Während bei Star Trek immer der zeitgeschichtliche Bezug sehr wichtig sei, profiliere sich Star Wars über die Ästhetik und den besonderen Look von Helden, Schurken und Imperien. Luke Skywalker kämpfe in Star Wars mit seinem schon reichlich lädierten Raumkreuzer gegen das keimfrei saubere Imperium, das schon durch seine Sterilität abstoßend wirke. Lange prägte der vermeintlich unmittelbar bevorstehende Aufbruch ins Weltall das Genre. Der Wettlauf zum Mond lief. In den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden dann reichlich dystopische Töne im Science-Fiction angeschlagen. Schrottreife Raumschiffe und verrottete Stadtlandschaften bestimmten die Szenarien.
Dass die Zukunft immer auch eine Projektion der Gegenwart ist, wird in der von Harald Hamrell konzipierten Serie „Real Humans“ deutlich. „Eigentlich sind das alles Toaster, aber sie entwickeln doch Gefühle“, beschreibt Hamrell die Protagonisten. Als Helfer für Menschen gedacht, werden die Hubots genannten Roboter im Laufe der Serie immer menschlicher. Das führt zu vorhersehbaren Konflikten, wenn sich Mensch und Roboter auch in erotischer Hinsicht attraktiv finden. Wegen ihrer vorbehaltlos rationalen Entscheidungen sind die Roboter eigentlich die qualifizierteren Menschen, behauptet die Serie. Sie werden zu Präsidenten und Führungskräften gewählt. Es stellt sich also die Frage: Wann wird ein Wesen mit künstlicher Intelligenz menschlich? Alan Turing antwortete darauf mit seinem bekannten Experiment schon im Jahre 1950. Eine Maschine, deren Antwort sich von der eines Menschen nicht unterscheiden ließe, habe dann wohl ein dem Mensch gleichzustellendes Denkvermögen.
Die Beschreibung von Realität und unmittelbar bevorstehender Fiktion bereitet schon heute Philosophen und Geisteswissenschaftlern erhebliche diskursive Schwierigkeiten. Es sei schon nicht ganz einfach das zu definieren, was einen Menschen ausmache, sagt die Philosophin Janina Sombetzki. Aber es bereite uns erst recht Schwierigkeiten, eine Abgrenzung von Mensch und Nichtmensch vorzunehmen, wenn künstliche Intelligenz Handlungen von Maschinen immer menschlicher anmuten lasse. So weit sei es noch nicht. Aber mit selbstfahrenden Autos, deren Algorithmus den Fahrzeugen in begrenztem Rahmen Entscheidungsspielräume über Fahrt und Reaktion im Straßenverkehr einräume, sei ein deutlicher Schritt in diese Richtung getan. Wie nah die Zukunft ist, zeige sich auch bei der Konstruktion und dem Einsatz von Robotern in der Pflegeindustrie und der Fabrikation. Vielleicht bedürfe es einer Roboterethik, ähnlich der Tierethik, die in den vergangenen Jahren entwickelt worden sei. Denn möglicherweise komme einmal der Tag, an dem Roboter für sich ganz im Sinne der Aufklärung „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ beanspruchen würden, vermutet Sombetzki. Gegenwärtig allerdings müsse das Wesen, die Ethik und die Bestimmung der Automaten erst einmal definiert werden.
Dass die Zukunft ganz verschiedene Welten in sich birgt, zeigt die Spannbreite der untersuchten Zukunftsentwürfe. Das Genre dient dabei auch der ernsthaften Reflexion über gegenwärtige wissenschaftliche Forschungsfelder, wie der Evolutionsbiologe und Genomforscher Axel Meyer deutlich macht. Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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