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Kultur: Die Kunst des Jazzklaviers

Aki Takase, Alexander von Schlippenbach, Iiro Rantala und das Tingvall Trio im Waschhaus

Stand:

Er klingt schon ein wenig vermessen, dieser Festivalname „theartof Piano“. Drei Konzerte an drei Abenden in der Schinkelhalle, die nur einen stecknadelfeinen Einblick in die breitgefächerte Welt des Klavierspiels geben. Aber vielleicht spricht aus diesem Namen auch ein gesundes Selbstbewusstsein, auch wenn hier nur drei Konzerte geboten werden. Denn mit den entsprechenden Künstlern kann dieser stecknadelfeine Einblick sich zu enormer Größe weiten. In diesem Sinne steht das dreitägige Klavierfestival des Waschhauses am kommenden Wochenende unter einem guten Stern. Denn mit Aki Takase und Alexander von Schlippenbach, Iiro Rantala und dem Tingvall Trio wird etwas geboten, das die breitgefächerte Welt des Klaviers wie unter einer Lupe zusammenfasst und dabei gleichzeitig so vielschichtig wirkt.

„Theartof Piano“ ist der Auftakt einer Festivalreihe im Waschhaus. Unter dem Namen „theartof“ sollen in Zukunft immer mal wieder Themen vorgestellt werden, „die aus unterschiedlichen Gründen unser Interesse geweckt haben, die uns beschäftigen, berühren, uns aufregen oder einfach nur Freude bereiten“, so Siegfried Dittler, Geschäftsführer im Waschhaus. Dabei werden immer Personen oder wie beim Auftakt am Wochenende ein Instrument im Fokus stehen. Wobei es bei diesen drei Konzerten korrekterweise „theartof Jazzpiano“ heißen müsste.

Den Auftakt geben am Freitag die Japanerin Aki Takase und Alexander von Schlippenbach. Zwei eigenwillige, in ihrer musikalischen Sprache eher kantige Pianisten. Zuerst bei Soloauftritten wird sich Aki Takase dem Großmeister Duke Ellington widmen, Alexander von Schlippenbach Thelonius Monk. Sie werden deren Kompositionen aber nur als Vorgaben nutzen für die eigenen, sehr freien und assoziationsreichen Interpretationen. Doch am reizvollsten und gleichzeitig am herausfordernden sind Aki Takase und Alexander von Schlippenbach, wenn sie im Duo spielen. Seit Jahren schon zelebrieren sie diese Kunst und zählen darin zu den herausragendsten Konstellationen im Jazz. Zwei, die sich ganz frei in ihren eigenen Bereichen bewegen, sich aber durch die Erfahrungen im Zusammenspiel einen sicheren Boden geschaffen haben. Ein Boden, von dem aus sie in ihren freien Interpretationen ganz unterschiedliche Wege gehen können, dabei immer aber auf den anderen reagieren, ohne das da irgendwelche Absprachen stattgefunden haben, um dann am Ende wieder auf einen gemeinsamen Punkt zu kommen.

Mit Iiro Rantala kommt am Samstag dann das Lyrische und Melancholische ins Spiel. Der Finne ist ein Meister der zarten Klangfarben, der am stärksten wirkt, wenn er sich auf das Minimale beschränkt. Galt Rantala Anfang der 2000er-Jahre mit dem Trio Töykeät als junger Wilder in der Jazzszene, der mit ganz besonderem Spielwitz sämtliche Grenzen ausreizte. 2011 erschien sein Solo-Debüt „Lost Heroes“, auf dem sich Rantala vor Größen wie Oscar Peterson, Erroll Garner und Art Tatum verneigte. Ein Album, das von feiner und respektvoller Schönheit strahlt und für das er 2012 mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik für das Jazzalbum des Jahres ausgezeichnet wurde.

Mit Martin Tingvall betritt dann am Sonntag ein Musiker die Bühne, der mit seinem Spiel ebenfalls der Schönheit verpflichtet ist. Einer Schönheit, die sich in der Einfachheit der Kompositionen des Schweden zeigt. Besonders eindrucksvoll bewies Tingvall das auf seinem Solodebüt „en ny dag“ (A new day) vor zwei Jahren. Ein lässiges und lutftiges Bekenntnis in Sachen musikalischer Leichtigkeit und Schönheit. In Potsdam sind Bassist Omar Rodriguez Calvo und Schlagzeuger Jürgen Spiegel mit dabei. Vielversprechender kann ein Sonntag nicht zu Ende gehen.

Freitag, 10. Januar

Aki Takase und

Alexander von Schlippenbach

Samstag, 11. Januar

Iiro Rantala

Sonntag, 12. Januar

Tingvall Trio

Alle Konzerte finden in der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse statt und beginnen jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt kostet pro Konzert im Vorverkauf 14, an der Abendkasse 18 Euro. Ein übertragbarer Festivalpass für alle drei Konzerte kostet 30 Euro. Weitere Informationenunter www.waschhaus.de

Dirk Becker

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