zum Hauptinhalt

Kultur: Die Liebknechts im Buch Annlies Laschitza stellte

Biografie bei Wist vor

Stand:

„Im Lebensrausch, trotz alledem. Rosa Luxemburg, Eine Biographie“ war eine viel beachtete Biografie über Rosa Lixemburg der Historikerin Annelies Laschitza. Beim Aufbau Verlag hat sie nun ein weiteres umfangreiches Werk vorgelegt: „Die Liebknechts: Karl und Sophie – Politik und Familie". In der Reihe „Potsdamer Buchpremiere“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung stellte sie es bei Wist vor.

Wie bei der Luxemburg-Biografie wäre es ihr bei dem Liebknecht-Buch darum gegangen, die theoretischen Schriften, die politischen Aktivitäten und die Persönlichkeitsstruktur mit allen Widersprüchen so realistisch wie möglich zu erforschen, zu beschreiben und zu verknüpfen. In zwanzig Kapiteln hat sie Leben und Werk thematisch zusammengestellt. Viele damalige Meinungen hätte sie revidiert. Auch müsste sie nun nicht mehr auf Tabuisierungen Rücksicht nehmen.

Der 1871 in Leipzig geborene Karl Liebknecht entstammte der zweiten Ehe Wilhelm Liebknechts mit Natalie Reh. Der Vater, Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie, hätte schon früh erkannt, dass der zweite Sohn seinem politischen Vorbild folgen könnte. So stellte er ihm Marx und Engels als Paten zur Seite. Dennoch bestand der Vater darauf, dass alle fünf Söhne zunächst studierten, bevor sie politisch aktiv wurden. Wie sein Bruder Theodor studierte Karl Jura. Später führten beide Brüder gemeinsam in Berlin eine Rechtsanwaltskanzlei.

Erst 1900 trat er in die Sozialdemokratische Partei ein, für die er 1903 für den Potsdamer Wahlkreis kandidierte. 1900 heirate er Julia Paradies. In kurzer Folge wurden die Kinder Wilhelm, Robert und Vera geboren. Neben der Kanzleiarbeit und den politischen Aktivitäten für die Partei und für das preußische Abgeordnetenhaus blieb wenig Zeit für die Familie. Der älteste Sohn Wilhelm, der den Vater glühend verehrte, führte bereits als Zehnjähriger ein Tagebuch, das der Autorin als Quelle für private Details diente. 1906 lernte Karl Liebknecht die Kunststudentin Sophie Ryss kennen, mit der ihn seither eine leidenschaftliche Liebe verband. Nach seiner Antikriegsschrift „Militarismus und Antimiltarismus“ wurde Liebknecht wegen Hochverrats zu einer dreijährigen Festungshaft verurteilt. Auf einer Jugendkonferenz prophezeite er kurz zuvor: „Den Hochverräter sind wir los, die Hochverräter sind geblieben.“ Im Oktober 1907 trat er in der Festung Glatz seine Haft an. Die Haftbedingungen waren mehr als günstig. Er war der einzige Häftling der Festung, er konnte lesen und schreiben. Viele Briefe gingen in dieser Zeit zu Sophie. Immer wieder erklärte er ihr seine Liebe und führte mit ihr philosophische Diskussionen. Der Briefwechsel zu seiner Ehefrau Julia blieb sachlich unterkühlt. Als Liebknecht 1911 im Wahlkampf für den deutschen Reichstag stand, starb seine Frau Julia 38jährig nach einer Gallenoperation. Gegen den Willen seiner Familie heiratete er bereits ein Jahr später Sophie.

Nur ein kurzer sehr persönlicher Auszug aus der umfangreichen Biografie Liebknechts wurde der Besucherrunde erzählt und vorgelesen. In der Diskussion ging es eher um Rosa Luxemburg. Man fragte sich, warum die DEFA keinen Film über sie drehte? Warum aber Margarete von Trotta? Der „Luxemburgismus“ wäre in der DDR immer gefürchtet gewesen, so Laschitza. Rosa Luxemburg hätte die führende Rolle einer Partei abgelehnt, die Diktatur der Bolschewiki kritisiert und das Recht der Andersdenkenden eingeklagt. Eine Diskussion, die man sich vor zwanzig Jahren an diesem Ort gewünscht hätte, als die Buchhandlung nach August Bebel benannt war. Barbara Wiesener

Barbara Wiesener

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })