Von Almut Andreae: Die mit dem Farbknall
Bunte Bäuche, Alltagsunikate, Schmuck und mehr: Steffi Ribbes „Efié“ zum Vierten
Stand:
Mit aufmunternden Farben weist im Treppenaufgang in der Geschwister-Scholl-Straße ein Schild mit dem Schriftzug „Efié“ den Weg ins erste Geschoss. Seit Jahren unterhalten hier verschiedene Potsdamer Künstler kleine Ateliers. Das von Steffi Ribbe ist gemütlich und vor allem: kunterbunt! Kringel, Kronen, Konfettifarben, wohin das Auge blickt.
„Na, du hast wohl ’nen Farbknall!“, hat sich die Potsdamer Künstlerin mal an ihrem Stand auf einem Kunstmarkt anhören müssen. Den unverhofften und weniger freundlichen Schicksalswink wusste Steffi Ribbe für sich und „Efié“ zu nutzen. Geschickt entwickelte sie die Farbknall-Idee, Alltagsobjekten mit kräftigen Farben und unkonventioneller Gestaltung einen völlig neuen Anstrich zu geben, zu einer eigenen Produktionslinie. Seither fehlt die Farbknall-Signatur auf keinem Schubkasten, Vogelhäuschen noch sonstigem „Alltagsunikat“: Jeden noch so unscheinbarem Gegenstand verleiht die Künstlerin durch bunte Bemalung den selbstbewussten Farbknall-Style.
In den kommenden Tagen wird Steffi Ribbe feiern. Denn ihr Atelier „Efié“ wird vier Jahre alt. Diesen in unseren Breiten weniger bekannten französischen Mädchennamen wählte Steffi Ribbe als Label für ihre Geschäftsphilosophie, „Alltagsgegenstände zu Unikaten zu verzaubern und den grauen Alltag mit Farbe aufzumischen“.
Ursprünglich angefangen hatte das Ganze im Februar 2006 mit dem Vorhaben, Bauchmasken von Hochschwangeren anzufertigen und anschließend künstlerisch zu gestalten. So hübsch die Idee, so wenig macht sie dauerhaft satt. Der Drang Steffi Ribbes zu malen bzw. zu bemalen, breitete sich daher bald noch auf ganz anderen Strecken aus. Kreativität und Produktivität wurden auf existentielle Weise notwendig. Um der lieben Kunst und dem Bedürfnis nach beruflicher Eigenständigkeit willen hatte die gelernte Zahntechnikerin ihren ursprünglichen Beruf an den Nagel gehängt. Für „Efié“ setzte sie vor vier Jahren alles auf eine Karte. Da war es direkt nahe liegend, die Materialien, mit denen die Zahntechnikerin tagein tagaus gearbeitet hatte, in die neue Tätigkeit mit einzubeziehen. Allein für die Abdrücke der Schwangerenbäuche benötigt Steffi Ribbe jede Menge Gips. Aus mehreren Gipsbahnen wird jeder einzelne Abdruck gefertigt, bevor er, individuell abgestimmt auf die persönlichen Vorlieben der Schwangeren, im Ergebnis seine unverwechselbare Note erhält.
Aus den hautverträglichen Kunststoffen und Drähten der Zahntechniker fertigt Steffi Ribbe Ohrschmuck, Anhänger und Mobilés.
Damit noch nicht genug: neben Bauchabdrücken, Farbknall-Produktion und individueller Schmuckgestaltung mischt die Künstlerin, experimentierfreudig wie sie ist, auch noch an ganz anderen Stellen sinnenfroh mit: Der Kunstautomat in der Stadt- und Landesbibliothek, der Klopapierrollenhalter in der Waschbar, neuerdings auch bunt verzierte chinesische Klingeln und Radschutzkästen im ausgesuchten Radfahrbedarf setzen im Potsdamer Alltag heitere Signale. Die bunte Welle von Steffi Ribbe zieht immer unübersehbarer ihre Kreise. So erhielt auch „Der kleine Hei“, vom Buchhändler Carsten Wist als Potsdamer Literaturpreis jährlich neu gestiftet, im November ein neues Gesicht. Da waren die jüngsten Nachwuchskickers des SV Babelsberg 03 der Kultur allerdings schon um ein paar Längen voraus. Als der „Kleine Hei“ zuletzt an Julia Schoch verliehen wurde, hatte sich Steffi Ribbes Wanderpokal für die „Babelszwerge“ längst bewährt. Doch auch bei Carsten Wist kommt Steffi Ribbes „Farbknall“ an, denn auch in diesem Jahr wird sie den „Kleinen Hei“ gestalten.
Almut Andreae
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