Kultur: Die Nacht, mit der alles begann
Lesung erinnert an Reichspogromnacht
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Vor 75 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, wurden in einem reichsweit konzertierten Pogrom überall in Deutschland Synagogen verwüstet und verbrannt, jüdische Geschäfte geplündert und Juden misshandelt und beraubt. Die Täter waren Angehörige von SA und SS. Sie traten auf Anweisung von Goebbels’ Propagandaministerium in Zivilkleidung auf, um der von Staat und NSDAP gelenkten Aktion den Anschein spontanen Volkszorns zu verleihen. Auch die Potsdamer Synagoge am Wilhelmplatz (heute: Platz der Einheit) wurde entweiht und die Inneneinrichtung zerstört. Anders als in den Anweisungen vorgesehen, wurde sie nicht verbrannt – das benachbarte Postgebäude wäre in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Kapelle des Jüdischen Friedhofs auf dem Pfingstberg dagegen wurde niedergebrannt. Am Tag darauf wurden in der Brandenburger, Nauener, Berliner und Kaiserstraße und am Alten Markt jüdische Geschäfte überfallen; das jüdische Landschulheim in Caputh wurde völlig verwüstet. Direkt im Anschluss an die Zerstörungen begann am 10. November gegen vier Uhr morgens im deutschen Reichsgebiet die Inhaftierung von etwa 30 000 Juden und ihre Deportation in die drei Konzentrationslager Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen.
Unter dem Titel „Anzug Räuberzivil, Plünderungen verboten“ erinnert das Hans Otto Theater am Samstag, dem 9. November, um 21 Uhr in der Reithalle in der Schiffbauergasse an die Reichspogromnacht in Potsdam vor 75 Jahren. An diesem Abend werden unter anderem Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises des Hans Otto Theaters, Jann Jakobs Oberbürgermeister von Potsdam, und Tobias Wellemeyer, Intendant des Hans Otto Theaters, lesen. Der Eintritt ist frei. PNN
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