Kultur: Die passende Antwort auf Stings Versuch Dowland-Einspielung mit Potsdamer Beteiligung
Sting ist Schuld, dass die Potsdamer Musikerin Juliane Laake an der seit Jahren wohl überzeugendsten Einspielung von Dowland-Liedern beteiligt war. „John Dowland – In Darkness Let Me Dwell“ heißt das vor wenigen Tagen erschienene Album, auf dem Juliane Laake zusammen mit der bekannten Gambistin Hille Perl, der Sopranistin Dorothee Mields und dem Lautenisten Lee Santana zu hören ist.
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Sting ist Schuld, dass die Potsdamer Musikerin Juliane Laake an der seit Jahren wohl überzeugendsten Einspielung von Dowland-Liedern beteiligt war. „John Dowland – In Darkness Let Me Dwell“ heißt das vor wenigen Tagen erschienene Album, auf dem Juliane Laake zusammen mit der bekannten Gambistin Hille Perl, der Sopranistin Dorothee Mields und dem Lautenisten Lee Santana zu hören ist.
Vor zwei Jahren veröffentlichte der Sänger und Police-Frontmann das Album „Songs From The Labyrinth“, auf dem er Lieder des großen elisabethanischen Komponisten John Dowland interpretierte. Unbestreitbar hat Sting dadurch die Musik Dowlands einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Doch seine recht eigenwillige Interpretation der 400 Jahre alten Lieder, auch als „öffentlicher John-Dowland-Selbsterfahrungstrip“ bezeichnet, hat für Stirnrunzeln gesorgt. „Und obwohl wir natürlich Herrn Sting für seine Herangehensweise an diese komplexe Musik sehr bewundern, so konnten wir nicht umhin, eine gewisse Diskrepanz zu bemerken, die seine Aufführung von der Art trennt, wie diese Musik im ureigentlichen Sinne funktioniert; das hat in uns das Bedürfnis erweckt, uns an dieser Aufnahme zu versuchen“, schreibt Hille Perl äußerst diplomatisch im Booklet zur aktuellen CD. Schon nach dem ersten Hören der Liedern wird klar: Dieser Versuch ist vollends gelungen.
Das Zusammenspiel von Hille Perl, Lee Santana und dem Gambenconsort Sirius Viols, in dem Juliane Laake die Tenorgambe spielt, ist von einer Selbstverständlichkeit geprägt, die staunen lässt. Mit Zurückhaltung, Wärme und herrlicher Ruhe wird hier der facetten- und farbenreiche Kosmos Dowlands entfaltet. Die berühmte Melancholie dieses Komponisten ist dabei von einer Leichtigkeit, die durch Dorothee Mields fast schon schwebender Stimme ein eigentümliches Strahlen erhält, das auch schlicht und ergreifend Schönheit genannt werden kann. „From Silent Night“ lässt den Zuhörer die Augen schließen und die Musik förmlich einatmen, das schon so oft gehörte „Time Stands Still“ ist von einer durchscheinenden Feinheit, die einen dazu drängt, dieses Lied immer und immer wieder zu hören. Dazwischen Instrumentalstücke aus dem Lachrimae-Zyklus, in denen Consortspiel hörbar wird, wie es nur selten zu erleben ist.
Hier ist das Spiel mehrerer Gamben ein wirkliches Zusammenspiel, eine Einheit, wie ein großer, gemeinsamer Atemzug. Keine Stimme drängt in den Vordergrund. Ein spielerisches, vielstimmiges Miteinander, das den Hörer umschließt und mitnimmt in eine kleine, staunenswerte Welt, die jedes gut interpretierte Lied sein kann. Dieser so fein aufeinander abgestimmte Klang hat nicht allein mit den Musikerinnen, sondern noch einmal mit Potsdam zu tun. Der Potsdamer Gambenbauer und Musiker Tilman Muthesius hat für die Aufnahmen ein von ihm gebautes und aufeinander abgestimmtes Set von Gamben zur Verfügung gestellt, das Hille Perl im Booklet ausgiebig lobt.
Wenn mit „Farewell fancy“ das letzte Lied auf dieser CD ausklingt, bleibt einem nur noch mit Hille Perl zu sagen: „Danke, lieber Sting“. Dirk Becker
Hille Perl: John Dowland – In Darkness Let Me Dwell, Deutsche Harmonia Mundi
Dirk Becker
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