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Kultur: Die Reise auf dem „Kunstpfad“

Susanne Ramolla und Chris Hinze stellen aus

Stand:

Susanne Ramolla und Chris Hinze stellen aus Ein gelber „Kunst-Shuttle“ beförderte am Samstag Abend ziemlich viele Kunstinteressierte durch die Eiseskälte der Nacht von einem der beiden Kunstorte zum nächsten. In der Lennéstraße 21 begrüßte ein Lagerfeuer die Frierenden, und im warm beleuchteten Innenraum des Ateliers von Chris Hinze entfachte die ästhetische Kraft der Bilder von Susanne Ramolla ein inneres Feuerwerk. In der Sellostraße leuchtete aus den Räumen des ArtGourmet das Orange des zwei mal drei Meter großen Gemäldes von Chris Hinze in das frostige Dunkel und versprach überbordende Sinnlichkeit. Beide Orte wurden durch das Hin und Her der Kunstreisenden miteinander verbunden. Solcherart bewegt erfuhren sich die vielen Besucher selbst auf einer Fahrt, die sich zwischen zwei fast antagonistischen künstlerischen Polen entspann. Beide sind in Cottbus geboren, Hinze 1969 und Ramolla 1967. Beide sind inzwischen in Potsdam sesshaft. Doch da hört die Gemeinsamkeit schon auf. Während man Hinzes Holz- und Bronzeskulpturen sowie seinen Malereien noch deutlich die Nähe zum Cottbuser Kunstmatador Hans Scheuerecker ansieht, hat sich Susanne Ramolla auf eine ganz individuelle Reise begeben. Ihre minimalistischen Zeichnungen und Grafiken beleuchten in unendlicher Hingabe und Vergrößerung menschliche Körperlinien und entwerfen solcherart neue Perspektiven auf das unbekannte menschliche Universum. Wie Baudelaire scheint sie in ihren kleinformatigen, in Wiepersdorf entstandenen Zeichnungen mit Kugelschreiber oder Buntstiften auf Papier, die sie „Haarlinien“ nennt, auszurufen: „Wenn du wüsstest, was ich sehe! Was ich rieche! Was ich in deinen Haaren höre. Meine Seele reist in deinem Parfum wie andere in der Musik.“ Ein poetischer Reigen der Intimität, der ganz ohne Voyeurismus auskommt, ist es, was Ramolla sensibel, geduldig und mit großer Lust am Experiment und einem ungeheuer ästhetischen Feingefühl entwickelt hat. Dem gegenüber steht Hinze mit seiner überbordenden Kraft und Farbigkeit. Groß scheint der Schlag, mit dem er dem Holz menschliche Züge gibt, groß auch die Kraft eines imaginierten afrikanischen Kontinents, der sich auf vielen seiner Bilder und in den Skulpturen einen naiv-urtümlichen Geschmack bewahrt. Seine künstlerische Wanderschaft ist direkt, archaisch und manchmal grell kontrastreich angelegt. So das Bild der „Reisenden Krieger“, auf dem fünf schlanke, mit spitzen Speeren bewaffnete Krieger auf einer afrikanischen Barke ganz in schwarz vor dem glutorangefarbenen Hintergrund einer Zukunft entgegenschweben, die auch der Tod sein könnte. Das Motiv des Bootes, des Fährmanns und der Reise ins Unbekannte variiert Hinze in seinen Bildern und Skulpturen mehrfach. Oft sind es schlanke, giacommettihafte Figuren, die wie Gottesanbeterinnen darauf zu warten scheinen, zu verschlingen oder verschlungen zu werden. Die Kraft des Mythos entfaltet sich bei Hinze unentwegt – und man kann gespannt sein, wohin ihn diese Suche nach dem archaischen Unbewussten einer fast komplett entmythisierten Welt noch gelangen lässt. Lore Bardens Die Arbeiten von Chris Hinze sind noch bis Mitte Dezember im ArtGourmet, Sellostraße 15b zu sehen. Susanne Ramolla zeigt nur noch in dieser Woche im Atelier Hinze, Lennéstr. 21, ihre Malerei.

Lore Bardens

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