Kultur: Die Russen sind da“

Helene Parpart, Pfarrersfrau in Oehna bei Jüterbog, notierte am 21. April 1945 in ihr Tagebuch: „Hans-Georg und ich setzen noch Pflanzen und ordnen allerlei im Garten. Vater holt noch Brot und Lebensmittel heran Gegen 6 Uhr hören wir auf der Chaussee nach Jüterbog Geschrei und Jubel der Gefangenen, die sich zum Empfang bereit gestellt hatten. Die Russen sind da.“ In Briefen und Tagebuchaufzeichnungen von Brandenburgern werden alltägliche Erlebnisse mit den historischen Ereignissen dieser Zeitenwende gemischt.

In dem zutiefst bewegenden Buch „Die Russen sind da“, das im Lukas Verlag Berlin veröffentlicht wurde, kann man eine ganze Reihe von Aufzeichnungen lesen, die ein authentisches Bild von den Ereignissen um 1945 im Brandenburgischen vermitteln. Daraus werden am morgigen Dienstag um 19.30 Uhr in der Veranstaltungsreihe „Kamingespräche“ der Friedenskirchengemeinde Hans-Jochen Röhrig und Klaus Büstrin lesen. Peter Walther, der neben Peter Böthig als Herausgeber fungiert, berichtet über das langjährige Projekt „Zeitstimmen“, in dessen Rahmen Buch und auch das Internet-Portal www.zeitstimmen.de Auskunft geben.

Mehr als 120 Tagebücher und Briefsammlungen sichteten Peter Böthig und Peter Walther, die sie von Brandenburgern erhielten. Nicht nur vom Kriegsalltag und dem Neubeginn 1945 schrieben die Verfasser, sondern auch über die Jahre zuvor und danach.

Günter de Bruyn sagte zu dem „Zeitstimmen“-Projekt, dass diejenigen, die Geschichte machten und erlitten, hier zu Wort kommen sollen. „So könnte ein von den Brandenburgern selbst geschriebenes Geschichtsbuch entstehen.“ Nach „Die Russen kommen“ könnte es noch Fortsetzungen geben. Material gibt es zur Genüge. kip

Kamingespräch am Dienstag, 15. November um 19.30 Uhr, im Gemeinderaum der Friedenskirchengemeinde, Am Grünen Gitter 3