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Kultur: Die schwere Last Familie Nora Bossong liest

im Huchel-Haus

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Wo Fliehen nicht möglich ist, erscheint Weggehen die einzige Option. Kurt Tietjen hat diese Option gewählt. Er hat der Firma, die er von seinem Vater und Großvater übernommen hat, den Rücken gekehrt und sich in New York niedergelassen. Ein ganzes Weltmeer zwischen sich und dem Familienimperium. Jahresumsatz 38 Millionen Euro, 226 Mitarbeiter, Umsatzentwicklung minus 2,7 Prozent, 14 Millionen verkaufte Frotteeprodukte im letzten Geschäftsjahr. Nun ist Tochter Luise Tietjen in der Pflicht. Mit 27 Jahren erbt sie das, was sie nie gewollt hat. Luise muss die Firma retten, die mit ihren Handtüchern einst das kaiserliche Heer ausstattete, deren alten Werte heute aber niemanden mehr interessieren. Und sie muss ihren in New York untergetauchten Vater nach Hause holen. Doch als sie ihn endlich gefunden hat, ist es bereits zu spät.

In ihrem Roman „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, für den sie in diesem Jahr mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet wurde, erzählt Nora Bossong von der Familie Tietjen und ihrem Unternehmen. Am heutigen Dienstag um 20 Uhr ist Nora Bossong im Wilhelmshorster Peter-Huchel-Haus im Hubertusweg 41 zu Gast und liest aus ihrem Roman. Je tiefer der Blick in „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ in die Geschichte der Tietjens reicht, umso deutlicher tritt das Bild einer maroden Familie und einer ebensolchen Firma zutage. Beim Lesen von Nora Bossongs drittem, sorgfältig recherchiertem und konstruiertem Roman stellt sich am Ende auch die Frage, wer hier eigentlich wen beherrscht: die Firmenleitung das Unternehmen oder umgekehrt? Nora Bossong, die in Berlin und Rom lebt, schreibt Lyrik und Prosa und debütierte 2006 mit dem Roman „Gegend“. Der Eintritt kostet 5, ermäßigt 4 Euro. PNN

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