Kultur: Die Sehnsucht nach Ursprünglichem
Der Potsdamer Maler Olaf Thiede ist „Märkischen Bauerngärten“ auf der Spur / Jetzt als Buch erschienen
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Olaf Thiede ist unterwegs, an sehr vielen Tagen im Jahr. Zu allen Jahreszeiten. Mit dem Fahrrad nimmt er Kurs in die nähere Umgebung. Und immer wieder ist der Besuch in Dörfern angesagt. Dabei hat er einen Skizzenblock. Der Babelsberger Künstler wird das Gesehene, die Kirchen, die Bauernhäuser, Wege, Felder und Gärten dann in seinem Atelier als Pastelle malen.
Seit mehreren Jahren kann man Olaf Thiedes Sichten märkischer Dörfer in Ausstellungen betrachten. Jetzt hat der rührige Künstler und Hobby-Historiker ein exzellent gestaltetes Buch im Eigenverlag, den er Grüne Galerie nennt, herausgegeben. „Märkische Bauerngärten“ nennt er es. Im Jahreskreis werden sie in seinen Bildern beleuchtet und Bauernregeln geben davon Kunde, dass sie einst als bäuerliche „Arbeitskalender“ galten. Nur wenige Gärtner, vielleicht die älteren, kennen heute noch die Bauernregeln, nach dem sie ihre Gärten bestellen. Darin spielt die Volksfrömmigkeit mit ihrer Heiligenverehrung eine besondere Rolle. Unter jeder Reproduktion seiner Bilder macht Olaf Thiede den Betrachter mit diesen Regeln bekannt. Beispielsweise für den Tag des Mauritius (22. September): „Zeigt sich klar Mauritius, viele Stürm“ er bringen muss“. Der Heilige war übrigens der Patron der Heere, Soldaten und Pferde sowie der kranken Kinder. Welche Bedeutung die Heiligen haben, davon berichtet das Buch ebenfalls.
Der Autor gibt in seiner Einführung wieder Wissenswertes über die Geschichte des Dorfes und seiner Bauerngärten im Märkischen preis. Als besonders wichtiges Kulturerbe hält er die Gärten: „Sie stehen für ein Leben in und mit der Natur, für den Respekt vor der Schöpfung sowie für das alte Prinzip der Ganzheitlichkeit und das Erleben der mit allen Sinnen“.
Olaf Thiede hat die Schönheiten von Bauerngärten bei seinen Erkundungsfahrten entdeckt, diejenigen, die von pflegenden Händen bedacht werden, und solche, über die schon lange das Gras gewachsen ist. Seine Pastelle führen uns in die bäuerliche Welt, die für manchen städtischen Zeitgenossen fremd geworden ist. Sie steht aber auch für die Sehnsucht nach Ursprünglichem, nach Einheit von Mensch, Pflanze und Tier. Dies ist ein Bilderbuch, das uns mit alten Dörfern auf das Schönste bekannt macht, jedoch nicht davon abhalten will, sie selber zu entdecken. Klaus Büstrin
Olaf Thiede, Märkische Bauerngärten, Verlag Grüne Galerie, 23,50 Euro
Klaus BüstrinD
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