Kultur: Die Suche nach einer gemeinsamen Sprache
„ArtLink“: Indisch-deutscher Kunstaustausch in der Galerie M des Brandenburgischen Kunstvereins
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Deutschland entdeckt das moderne Indien. Gerade tourt hierzulande die indische Tanzshow „Bharati“, in der in bunten Gewändern zu fremdländischen Klängen getanzt und Liebesszenen verführerisch-verhalten dargeboten werden. Indien ist zudem Gastland bei der nächste Woche in Frankfurt am Main stattfindenden Buchmesse. Dabei ist der Subkontinent nach 1986 zum zweiten Mal dort zu Gast und wird beweisen, dass er sich in diesen beiden Jahrzehnten von einem Entwicklungsland zu einer modernen, weltoffenen Nation verändert hat.
Die Art und Weise, wie Indien dabei international Anschluss gefunden hat, ist implizit auch Thema der Ausstellung „Art Link“, die noch bis zum 8. Oktober in der Galerie M des Brandenburgischen Kunstvereins im Luisenforum zu sehen ist. Drei indische und sechs deutsche Künstler gehen dabei aufeinander zu, wobei die meisten der deutschen Beiträge eindeutig nach Indien schielen, während die Arbeiten der indischen Gäste eher nach einer allumfassenden Modernität trachten, die die eigene Tradition und westliche Einflüsse miteinander verbinden.
Mitten im Raum flattert Rose Schulzes bodenlange „Suche nach einer gemeinsamen Sprache“. Lose miteinander verknüpfte, rotbraungetönte Batikquadrate hängen wie ein Schleier, auf dem ikonographische Muster und Schriftzeichen miteinander und mit ihrer Umgebung eine spielerische Verschmelzung suchen. Diese Durchlässigkeit haben die beiden Plastiken aus Styropor von Erika Stürmer-Alex nicht, sie sprühen vor Ironie, rot der „in Liebe erglühte“ Mann mit schrill hervortretendem Dreiecksdorn, schwarz und starr der „Herzblick“. Auch eine Art, Indien zu suchen, das in dem Fall als Chiffre für den fremden Liebescode gelten kann.
Klaus Fahlbusch präsentiert einen Film über eine Indienreise mit Tim Jäger. Eleonore Euler und Marianne Gielen versuchen auf ihre Weise, mit der Lebendigkeit sprühender Emotionen zurechtzukommen. Während Gielens Arbeiten in alle Richtungen ausschlagen, drängt Euler die Ornamente in strenge Formen, und nennt sie „Indische Hochzeit“.
Die wirkliche Entdeckung sind aber die indischen Gäste: Wundervoll verschlungene Figuren dominieren die Aquarelle von Pradeep Puthoor, der 1968 geboren ist und 2003 ein Jackson-Pollock-Stipendium erhielt. In der zarten Farbigkeit seiner Aquarelle tummeln sich märchenhafte Gestalten und florale Gebilde fröhlich an der Grenze zur Abstraktion. Seine sich wiederholenden Käferchen auf dem größeren Ölbild vermitteln ein kribbelig-anheimelndes Gefühl.
Surendra Pal Joshi, mit 48 Jahren der älteste der indischen Gäste, arbeitet auf textilen Strukturen mit Comicelementen, die mal als fröhlich plaudernde Gesichter aus häuserähnlichen Gebilden schauen, mal, wie in „Configuration of thought“ die grafische Aufteilung als Buch und Straußenvogel wild durcheinander bringen.
Der 1970 geborene Samit Das nähert sich in seinen Schwarz-Weiß-Grafiken und Collagen am meisten der europäischen Tradition an, wobei er beispielsweise mit einem Vorhängeschloss den nur leicht geöffneten Dialog der Kulturen augenzwinkernd thematisiert.
Und auf dem Fußboden schaukeln dazu die unschuldig weißen Papierschiffe als „Columbus“ von Gunter Schöne einer hoffentlich friedlichen interkulturellen Gemeinschaft entgegen.
Bei der morgigen Kunst-Genuss-Tour gibt es in der Ausstellung indische Köstlichkeiten. Die Ausstellung ist bis zum 8. Oktober zu sehen.
Lore Bardens
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