Kultur: Die Überwindung eines Vorurteils
Sie setzte sich gegen alle Widerstände durch, wehrte sich gegen die Versuche, ihren Traum vom Fliegen zu verhindern. Melli Beese ging in die Luft und ließ sich auch von Unfällen nicht entmutigen.
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Sie setzte sich gegen alle Widerstände durch, wehrte sich gegen die Versuche, ihren Traum vom Fliegen zu verhindern. Melli Beese ging in die Luft und ließ sich auch von Unfällen nicht entmutigen. Sie war 24 Jahre alt, als sie im Jahr 1910 mit einer dieser sogenannten „Fliegenden Kisten“ ihren ersten Unfall hatte. Es war ihr zweiter Flug, als der Motor des Flugzeuges aussetzte, sie aus 20 Metern Höhe abstürzte und sich den Knöchel brach. Als Melli Beese kurze Zeit später zum ersten Mal an der Prüfung zum „Flugzeugführerzeugnis“ teilnahm, setzte wieder der Motor aus. Wie sie später feststellte, war er manipuliert worden. Diese Form von Anfeindungen musste Melli Beese immer wieder erleben, weil sie „unerlaubt in ein Männern vorbehaltenes Revier eingedrungen“ war, wie es damals hieß.
Am morgigen Mittwoch liest die Schriftstellerin Ines Geipel im vom Autonomen Frauenzentrum und „primaDonna“ organisierten „Literarischen Salon“ aus ihrem Roman über Melli Beese, der ersten deutschen Fliegerin, die vor 100 Jahren den ersten Weltrekord im Höhenflug errang. „Savannah“ lautet der Titel des noch unveröffentlichten Romans, in dem es anhand der Geschichte von Melli Beese auch um die Überwindung des Vorurteils geht, dass „Frau“ und „Technik“ nicht zusammengehen können. Zugleich greift Ines Geipel – neben der Idee des (konkreten) Fliegens – aber auch mit der Sprache, den Worten bei der Spurensuche nach Melli Beese das Thema Abheben auf. Eine junge Schauspielerin und ein älterer Journalist sind die Protagonisten in dieser Geschichte eines Übergangs, heraus aus den gewohnten Modellen und Mustern und hin zu ihrer je eigenen Ausdrucksweise.
Ines Geipel ist vor allem durch ihre Bücher wie „Für heute reicht’s. Amok in Erfurt“, „Dann fiel einmal der Himmel um. Inge Müller – Die Biografie“ oder „Zensiert, verschwiegen, vergessen. Autorinnen in Ostdeutschland 1945-1989“ und ihr unbestechliches Engagement gegen Doping im Sport bekannt, unter dem die ehemalige Weltklassesprinterin in der DDR selbst leiden musste. „Savannah“ ist nach „Heimspiel“ der zweite Roman von Ines Geipel. D.B.
Ines Geipel liest am morgigen Mittwoch um 19 Uhr im „Literarischen Salon“ auf dem Theaterschiff. Der Eintritt kostet 5, ermäßigt 3,50 Euro
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